🇹🇿🇬🇧🇺🇸I have an English version down below ⬇️
Um in den Flughafen (Kilimanjaro International Airport) hinein zukommen, wird
das Gepäck schon einmal durchleuchtet und ich gehe durch einen Metalldetektor. Eine
Begleitung darf mich nicht mit hinein begleiten. Ich gebe mein Gepäck ab und
werde darauf hingewiesen, dass ich ein Formular ausfüllen soll. Name, Vorname,
Geburtsdatum, Herkunft alles wie gewohnt und dann: „Wie viele Nächte haben sie
in Tansania verbracht?“ Das ist ne gute Frage... 365? Ich kichere in mich
hinein. Weil ich etwas länger für das Formular brauche, kommt ein Beamter
vorbei und bittet mir an, mir zu helfen. Er ist um die 40 und versucht schon nach
2min Gespräch meine Nummer zu bekommen. Ich lache und vergieße eine Träne. Das
hat mich zwar hier und da gestört, aber es ist doch schon lustig zu sehen, dass
Tansanier es bis zum Ende weiterhin versuchen. Ich sage ihm, dass ich einen
Freund habe und schon kommt die typische Antwort: "Ist nicht
schlimm!"
Er leitet mich weiter zu seinem Kollegen hinter einer
Glasscheibe, der meinen Pass kontrolliert, ein Foto macht (ob für private oder
offizielle Zwecke dürfen Sie sich jetzt selbst denken) und meine Fingerabdrücke
abscannt. Der Beamte von eben geht hinter mir vorbei und sagt ihm auf Swahili:
"Versuch es nicht, sie hat einen Freund." Ich kichere etwas und der
Kollege hinter der Glasscheibe fragt (wieder auf Swahili):
"Wirklich?" Und obwohl die Frage an seinen Kollegen gerichtet war, antworte
ich ihm (ebenfalls auf Swahili): "Ja, wirklich." Er ist erstaunt -
offensichtlich hat er nicht erwartet, dass ich etwas verstehe geschweige denn
antworten kann - und beginnt dann mein Swahili mit den üblichen Phrasen zu
testen, dann fragt er: "Wo hast du das gelernt?" Ich antworte:
"Mein Freund hat es mir beigebracht." "Krieg ich deine Nummer?"
Also jetzt nervt er! Ich sage „nein“ und er "ist nicht schlimm". Dann
schreibe ich ihm wahllos ein paar Zahlen auf und verdrücke mich, sobald ich
meinen Pass zurück habe.
Wieder muss ich mein Handgepäck röntgen lassen und durch
einen Metalldetektor gehen. Die Realisierung setzt ein, dass ich wirklich gehe.
Nach einem Jahr gehe ich so einfach. Ich fange an zu weinen. Ich will vor dem
Flug noch was trinken und sehe mich um. Das kleine Café ist zu und der
Kühlschrank abgeschlossen. Ich frage einen Arbeiter des Flughafens und er
scheint Mitleid mit der verheulten jungen Dame zu haben. Er geht los und kommt
nach ein paar Minuten, in denen ich sicherlich die Mitreisenden schon mit
meinem Geschnäuzte und Geschniefe belästige, wieder und reicht mir eine 0,5l
Wasserflasche für 2$. Ich halte ihn den kleinsten Schein, den ich habe hin 5$.
"Ich hab leider kein Wechselgeld."
"Ich könnte Ihnen noch 2,000TSH anbieten."
"Hmm..."
"Na kommen Sie schon, sie machen noch immer einen
Gewinn. Außerhalb kostet die max. 1,500." Er nimmt meine 2,000TSH und ich
lache ein bisschen zwischen meinem Schluchzen und bekommen einen Schluckauf.
Bis zur letzten Minute werde ich angebaggert und darf verhandeln.
Mein Kulturschock begann dann im Flugzeug als ich mit "Guten Morgen" begrüßt wurde. Schon bin ich verheult, die spontane und stressfreie Mentalität, die höfliche Sprache und meine Freunde werden mir fehlen. Und wie es nun mal bei Deutschen üblich ist, senken die meisten mitleidig den Kopf. Als ich in Mombasa einmal aussteigen soll, damit das Flugzeug geputzt werden kann, überlege ich schon einfach wieder nach Tansania zu fliegen. Ich habe einen weiteren Heulanfall. Ein junger Mann (~20), der ebenfalls bereits am KIA (Kilimanjaro International Airport) eingestiegen war, reicht mir mitfühlend mein Kissen, dass ich bei der erneuten Kontrolle zum Röntgen abgelegt hatte und mit seinen Sachen hinaus kam. Es wird wirklich viel kontrolliert: Zu erst wieder Handgepäck röntgen und durch einen Metalldetektor gehen; dann wird die Tasche aufgemacht und kontrolliert; dann werde ich abgetastet. Ich darf mich zum Warten hinsetzen und gehe dann ins Flugzeug. Den Flug über weine und schlafe ich. Und ärgere mich, dass ich 8€ für eine größere Auswahl an Filmen zahlen soll. Zwei Filme hab ich zwar so zur Auswahl, aber bei 8std Flug, darf man ja wohl erwarten, dass die Auswahl größer ist und ich einfach nur zwei davon umsonst gucken darf. Der Film „Crazy, Stupid, Love“ und „Ted 3“ interessieren mich nämlich überhaupt nicht. Und ich realisiere wie schnell man wieder in alte Gewohnheiten und Ansprüche verfällt. Ich fange wieder an zu weinen und sehne mich schon nach einem möglichen Stromausfall „zu Hause.“ Und doch kann ich mir nicht richtig vorstellen, dass die Wortwahl „Zuhause“ zutreffend sein soll. Ich fühle mich gerade so, als ob ich mein Zuhause verlasse.
In Frankfurt angekommen bin ich konfrontiert mit dem deutschen Schilderwald. Ich muss durch eine Wand an Polizisten, bei denen ich meinen Pass vorzeige und später noch einmal eine Passkontrolle passieren. Bei der erneuten Passkontrolle geht es nach europäischen Pass und 18+. Wer einen deutschen Pass hat und Volljährig ist, darf durch die vollkommen elektronische Passkontrolle. Jetzt muss man nur noch die Schilder verstehen, wie man den Pass richtig unter den Scanner hält und wo man sich hinstellen muss, damit das Foto gemacht werden kann. Erstaunlich schnell schaffe ich dieses Hindernis. Nach gefühlten 3km bin ich an dem Gepäckband angekommen und da 3km Gehen schon mal ne Weile dauert, sind meine Koffer auch im Handumdrehen da. Jetzt noch die Frage, ob ich was zu bezollen habe. Nein, hab ich nicht. Ich gehe durch den Grünen Ausgang und frage mich gerade, ob ich meine Mutter wohl schnell finden werde, oder ob sie ebenso wie ich durch einen Schilderwald durch muss und noch nicht da ist. Doch gerade als der Gedankengang beendet ist, sehe ich sie schon. Mit einem „Willkommen“-Ballon begrüßt sie mich und meine Wasserwerke legen wieder los. Es fühlt sich noch nicht an wie meine Heimat. Ich hab ein Jahr nur Englisch und Swahili gehabt und nur sehr selten Deutsch benutzt. Mit dem Wort „Gepäckband“ war ich schon überrascht, dass ich das noch kannte. Mir ist ein bisschen komisch, da ich von vielen Menschen umgeben bin, die fast alle nur Deutsch reden und ich es verstehe. Auch sind wir im Flughafen drin, was bedeutet, dass ich keine Fenster sehen kann. Mir fällt auf wie viel Zeit ich im gesamten Jahr an der frischen Luft verbracht habe und es mir jetzt schon fehlt. All dies schießt in meinen Kopf während einer Umarmung und als sie sich löst, sehe ich die anderen Menschen ankommen, die mit mir im Flugzeug waren. Bei jedem Afrikaner hab ich das Bedürfnis, ihn/sie auf Swahili zu begrüßen. Ich kichere wieder ein wenig und dann gehen wir was trinken. Der Ballon wird sicher in den Reißverschluss, meines Koffers gesteckt.
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Mein Kulturschock begann dann im Flugzeug als ich mit "Guten Morgen" begrüßt wurde. Schon bin ich verheult, die spontane und stressfreie Mentalität, die höfliche Sprache und meine Freunde werden mir fehlen. Und wie es nun mal bei Deutschen üblich ist, senken die meisten mitleidig den Kopf. Als ich in Mombasa einmal aussteigen soll, damit das Flugzeug geputzt werden kann, überlege ich schon einfach wieder nach Tansania zu fliegen. Ich habe einen weiteren Heulanfall. Ein junger Mann (~20), der ebenfalls bereits am KIA (Kilimanjaro International Airport) eingestiegen war, reicht mir mitfühlend mein Kissen, dass ich bei der erneuten Kontrolle zum Röntgen abgelegt hatte und mit seinen Sachen hinaus kam. Es wird wirklich viel kontrolliert: Zu erst wieder Handgepäck röntgen und durch einen Metalldetektor gehen; dann wird die Tasche aufgemacht und kontrolliert; dann werde ich abgetastet. Ich darf mich zum Warten hinsetzen und gehe dann ins Flugzeug. Den Flug über weine und schlafe ich. Und ärgere mich, dass ich 8€ für eine größere Auswahl an Filmen zahlen soll. Zwei Filme hab ich zwar so zur Auswahl, aber bei 8std Flug, darf man ja wohl erwarten, dass die Auswahl größer ist und ich einfach nur zwei davon umsonst gucken darf. Der Film „Crazy, Stupid, Love“ und „Ted 3“ interessieren mich nämlich überhaupt nicht. Und ich realisiere wie schnell man wieder in alte Gewohnheiten und Ansprüche verfällt. Ich fange wieder an zu weinen und sehne mich schon nach einem möglichen Stromausfall „zu Hause.“ Und doch kann ich mir nicht richtig vorstellen, dass die Wortwahl „Zuhause“ zutreffend sein soll. Ich fühle mich gerade so, als ob ich mein Zuhause verlasse.
In Frankfurt angekommen bin ich konfrontiert mit dem deutschen Schilderwald. Ich muss durch eine Wand an Polizisten, bei denen ich meinen Pass vorzeige und später noch einmal eine Passkontrolle passieren. Bei der erneuten Passkontrolle geht es nach europäischen Pass und 18+. Wer einen deutschen Pass hat und Volljährig ist, darf durch die vollkommen elektronische Passkontrolle. Jetzt muss man nur noch die Schilder verstehen, wie man den Pass richtig unter den Scanner hält und wo man sich hinstellen muss, damit das Foto gemacht werden kann. Erstaunlich schnell schaffe ich dieses Hindernis. Nach gefühlten 3km bin ich an dem Gepäckband angekommen und da 3km Gehen schon mal ne Weile dauert, sind meine Koffer auch im Handumdrehen da. Jetzt noch die Frage, ob ich was zu bezollen habe. Nein, hab ich nicht. Ich gehe durch den Grünen Ausgang und frage mich gerade, ob ich meine Mutter wohl schnell finden werde, oder ob sie ebenso wie ich durch einen Schilderwald durch muss und noch nicht da ist. Doch gerade als der Gedankengang beendet ist, sehe ich sie schon. Mit einem „Willkommen“-Ballon begrüßt sie mich und meine Wasserwerke legen wieder los. Es fühlt sich noch nicht an wie meine Heimat. Ich hab ein Jahr nur Englisch und Swahili gehabt und nur sehr selten Deutsch benutzt. Mit dem Wort „Gepäckband“ war ich schon überrascht, dass ich das noch kannte. Mir ist ein bisschen komisch, da ich von vielen Menschen umgeben bin, die fast alle nur Deutsch reden und ich es verstehe. Auch sind wir im Flughafen drin, was bedeutet, dass ich keine Fenster sehen kann. Mir fällt auf wie viel Zeit ich im gesamten Jahr an der frischen Luft verbracht habe und es mir jetzt schon fehlt. All dies schießt in meinen Kopf während einer Umarmung und als sie sich löst, sehe ich die anderen Menschen ankommen, die mit mir im Flugzeug waren. Bei jedem Afrikaner hab ich das Bedürfnis, ihn/sie auf Swahili zu begrüßen. Ich kichere wieder ein wenig und dann gehen wir was trinken. Der Ballon wird sicher in den Reißverschluss, meines Koffers gesteckt.
🇹🇿🇬🇧🇺🇸
„Weird everything is in German“
In order to get into the Kilimanjaro International Airport
(KIA), my luggage needs to be controlled (x-rayed) and I have to walk through a
metal-detector. I’m not allowed to be accompanied into the airport, if that person
is not going to enter the plane as well. I check-in - handing over my big two
trunks - and get informed to fill out a form. Surname, name, birth-date, origin
everything as usual und then: „How many nights did you spend in Tanzania?“ That’s
a good question... 365? I giggle. Apparently I need a little longer for the
form and a watchman comes to help me. He is around 40 and after just 2min he
tries to get my number. I giggle a little and a tear rolls down my cheek. It
did annoy me every now and then but it’s still somehow funny how persistent
Tanzanians are til the end. I tell him that I have a boyfriend and he answers
with the usual phrase: „It’s not bad!“
He shows me the way to his colleague behind a window who is
checking my passport, taking a picture (whether for official reasons or for
private reasons is now up to Your interpretation) and scanning my finger
prints. The watchman walks past and tells him in Swahili: „Don’t try, she has a
boyfriend.“ I giggle a little and the guy behind the window asks (also in
Swahili): „Really?“ Although the question was directed to his colleague I
answer him in Swahili: „Really!“ He’s surprised - apparently he didn’t expect
me to understand Swahili nor to be able to answer in Swahili - and begins to
test my Swahili knowledge with the usual phrases. Then he asks me: „Where did
you learn that?“ I answer: „My boyfriend taught me.“ „Can I have your number?“
Really? Now he is annoying me! I say „no“ and he answers: „It’s not bad.“ I
give him a random order of numbers and leave as quickly as I get my passport
back.
Again I have to get my luggage x-rayed and walk through a
metal detector. The realization kicks in: I’m really leaving. After one year I
just leave. I start crying. Before the flight I want to drink something and look
around. The small café is closed and the fridge locked. I ask a guy who works
for the airport and he seems to sympathize with the crying young lady in front
of him. He starts looking for a bottle of water and I wait. I’m sure I am
already annoying all waiting people with my sobbing and blowing of my nose.
When he returns he holds out a 0,5l water bottle for 2$. I give him the
smallest note I have 5$. „I don’t have a change,“ he says.
„I could offer you 2,000TSH.“
„Hmm...“
„Come on, you still make a profit. The same bottle costs a
maximum of 1,500TSH outside the airport.“ He takes my 2,000TSH and I laugh a
little between sobbing and get a hiccup. Until the last minute I’m getting
admirers and am allowed to bargain.
My culture shock started when I entered the plane and I was
welcomed with „Guten Morgen“ (German for „Good morning“). I am already crying.
I will miss the spontaneous and stressless mentality, the polite language and
my friends. As usual between Germans: most lowered their heads sympathetically.
When we landed in Mombasa and I had to leave the plane so they could clean it,
I started thinking about simply flying back to Moshi. I cried again. A young
man (~20) who also entered the plane at Kia, hands me my cushion which I put
down for the new x-raying and came out with his luggage. They control a lot
here: First x-raying the luggage again and walking through a metal-detecor; my
bag is opened and checked; then I’m checked for any illegal substances or
devices. I sit down while I wait to board the plane again. During the flight I
cry and sleep. I’m annoyed that I am supposed to pay 8€ just for a bigger
choice of movies. I can only see two movies now but for a flight taking
approximately 8h you might be allowed to expect a bit more. I mean the choice
could be bigger but you are still only allowed to watch two movies for free. I
don’t really care for the movies „Crazy, Stupid, Love“ and „Ted 3“. And I
realize how quickly I fell back into old habits and expectations.I start crying
again already missing a possible black-out when I arrive „home.“ I can’t
believe the word „home“ is supposed to fit. I feel more like I’m leaving my
home.
As I arrive in Franktfort I am confronted by the typicall
German „forest of signs“ (simply too many of them exist). I have to walk
through a wall of police officers, where I have to show my passport, and later
I have to pass through another control. But this time it is possible to do the „self-control“
(I doubt this is the offical name). If you have a european passport and you are
of age you can simply walk through electronic fences. First you have to figure
out how to scan your passport correctly, then a first door opens and you face
another door (careful those are made out of glas so you can see through). The second
door has a big frame driving up and down. It has cameras and you have to find
the spot where the cameras will take a picture of you. When they are finished,
the door will open and you are free to leave. Surprisingly fast I manage to
figure out how to work this and continue. After, what feels like 3km walk, I
reach the baggage carousel. And since my walk took quite a while my luggage is
already in eye-sight. I go to the exit and ask myself, whether I will find my
mother quickly or if she herself has still to struggle with several signs
leading the direction. And as I finish the thought I find her. She’s holding up
a „Welcome“-ballon and I start crying again.
It doesn’t feel like home yet. I spent one year speaking
English or Swahili and very little German. I was already surprised to
understand even the airport-language here. I’m not feeling 100% well because I
am surrounded by a lot of people only speaking German and I understand
everything. And we are inside the airport which means I can’t see any windows.
I realize how much time I spent outside during my year abroad and I already
miss the fresh air. I think about all these things while I hug my mother. When
we seperate again I see the people who were with me on the plane and I get the
urge so greet the Kenyans and Tanzanians in Swahili. I giggle a little again
and we are off to drink something. We secure my „Welcome“-ballon in the zipper
of my bag.