Aug 31, 2016

Tag 4: If you are waiting for a sign...

Als ich aufstehen möchte, tut mein Zeh weh. Oh das darf nicht wahr sein! Echt jetzt? Eine Mücke hat mich direkt auf der Unterseite von meinem Zeh gestochen. Was für eine blöde Stelle gerade, wenn ich bedenke wie viel wir täglich gehen. Was für ein schöner Start in den Tag. Nach einem Frühstück und unserer gewöhnlichen Verspätung – heute aufgrund von einem zusammengebrochenen Bett – steigen wir in ein DalaDala ein. Ich höre, wie sich die anderen darüber lustig machen, dass das Bett unter einem von uns zusammengebrochen ist. Während wir fahren, sehe ich ein Werbeplakat auf dem steht: „If you are waiting for a sign. This is it!“ Ich muss grinsen. Auf der Straße steht alles – Stau – und ich stelle mir vor, wie der ein oder andere um ein Zeichen bittet und dann dieses Schild sieht.
Als wir an der Sammelhaltestelle umsteigen, bekomme ich das Gefühl, dass die Conducter jedes Mal enttäuscht sind, wenn wir nicht bei ihnen einsteigen. Es ist ein wahrer Wettkampf zwischen den Busfahrbegleitern. In einer Pause von unserem Sprachkurs stellt sich unser zweiter Mentor M vor und erklärt warum unsere Arbeitserlaubnis und unser Visum so lange dauern. Zuerst wurde ein E-Mail-Konto gehakt und jemand anderes hat das Geld entgegengenommen. Daher musste die Polizei eingeschaltet werden und jetzt ist das Geld wieder da. Allerdings sind auch Fehler von unseren Einsatzstellen gemacht worden. Da wir uns als Gruppe bewerben, ist es wichtig, dass da keine Fehler sind, da nur einer einen Fehler machen muss und die ganze Gruppe warten darf.
Heute lernen wir Zahlen und als wir zu 50 kommen, krieg ich einen kleinen Lachanfall. 50 heißt in Swahili „Hamsini“ und ich muss an einen Hamster denken, der als Zauberer auftritt. Ein klares Zeichen, dafür dass wir zu viele Informationen verarbeiten müssen und unter Schlafmangel leiden. Nach dem Sprachkurs essen wir in der Mensa und beschließen zum Strand zu fahren. Ich bin eine von den fünf Leuten, die heute bei unserer Mentorin im Auto mitfahren kann. Wir fahren zu einem Markt und ich mache Bilder von den Bildern und den Läden, die sie verkaufen. Wir werden von Straßenverkäufern belagert, die uns DVDs verkaufen wollen. Unsere Mentorin will drei DVDs haben und fragt uns nach unserer Meinung. Sofort fangen wir an die 300 DVDs durchzugucken und ihr hier und da eine weiterzuempfehlen. Sie kauft drei DVDs und wir fahren zum nächsten Markt. Wir sind im Auto schneller als die Leute im DalaDala und haben daher genügend Zeit auch diesen Markt zu besuchen.
Wir sind zu viert auf der Rückbank und die zwei Jungs neben mir spreizen ihre Beine. Ich sehne mir ein Schild herbei, wie es in den New Yorker U-Bahnen hängt: Please don’t spread it’s a space issue.
Wir suchen eine Toilette und als wir sehen, dass es eine Western Toilette ist, nutzen wir alle die Gelegenheit. Nach dem Bestaunen des Marktes, fahren wir zum Strand. Man muss aufpassen wo man hintritt, da hier die Flaschendeckel im Sand herumliegen. Als wir in einem Café sitzen und was zu trinken bestellt haben, wird mir klar warum. Anstatt die Flaschendeckel in einem Mülleimer zu entsorgen, werden diese einfach fahrlässig in den Sand unter den Tisch geworfen. (Diese Tat wird hier als: „Tisch abwischen“ empfunden.) Er bestellt sich eine Kokosnuss und lässt uns alle mal probieren (schmeckt nicht). Ein Strandverkäufer verkauft Chips (schmecken ok). Es ist eine Art Lotterie, entweder erwischt man einen Chip ohne Gewürz oder einen mit viel zu viel.
Die Meeresluft macht alles etwas klebrig und salzig, und ich fange an mich darüber zu ärgern, keine Jacke mitgenommen zu haben. (Dass wir im Schatten sitzen, hilft nicht.) Da wir circa 4m vom Meer entfernt sitzen und es spritzt, kann ich die Zeit noch nicht einmal zum Tagebuchschreiben nutzen. Stattdessen machen meine Nachbarin und ich unsere Hausaufgaben (die Seiten sind salzig). Danach gucke ich mich um, und es gibt eine Art Felssteg, wo ich mit den anderen einen Abstecher hin mache. Wir machen schöne Fotos und genießen die Sonne.
Einige haben sie gefragt, ob sie auch Deutsch sprechen kann und beginnen ihr Bayrisch beibringen zu wollen. Ich schreite ein und sage, dass sie sich diese Worte nicht merken soll. „Sagte die Hannoveranerin mit dem reinsten Hochdeutsch.“ Wir grinsen.
Es wird schnell dunkel und wir wandern in ein Restaurant und sprühen uns mit Autan ein. Dies ist das erste Restaurant, wo wir kein Waschbecken sehen. Wir fragen und die Bedienung verschwindet schnell hinterm Tresen. Nach 5min wundern wir uns, ob sie zurückkommen wird und da kommt sie mit einem Eimer, einer Schale und Seife. Sie nimmt die Schüssel und kippt uns Wasser über die Finger. Sowas ist doch schon gewöhnungsbedürftig.
Während wir auf das Essen warten, gucke ich mich um und sehe einen Platz mit Instrumenten und riesigen Boxen. Als das Radio angeht, sehe ich einen Mann in sehr knapper Hose und offenem Hemd herumtanzen. Glücklicherweise wird das Radio und der Mann bald von einer Band abgelöst.

Aug 30, 2016

Tag 3: Woran erkennt man, dass ich zu lange auf mein Essen warten musste?

Ich packe meinen Rucksack und als ich meinen Block aus meinem Koffer herausholen will, klemmt der Reisverschluss. Ich probiere es ein paar mal bis es ein Reißgeräusch gibt und der Reißverschluss aufgeht. Ich sehe eine Samsum Tab 3 Hülle und frage mich wie die wohl in meinen Koffer kommt. Ich finde das ganze lustig und gucke meine Zimmergenossin lachend an und frage, ob sie die Verpackung kennt. Sie meint nein und muss ebenfalls über die Absurdität meinen Fundes lachen. Zusammen gehen wir zum Frühstück hinunter und nur um sicherzugehen, frage ich unsere andere Zimmergenossin, ob sie etwas davon weiß. Sie meint, ihr gehört ein Samsum Tab 3. Ich bekomme ein schlechtes Bauchgefühl und um es zu beruhigen, gehen wir in unser Zimmer und ich zeige ihr die Hülle. Es ist ihre und ihr Tablett ist weg. Wir suchen das Zimmer ab, haben aber die Zeit im Nacken, wir wollen nicht schon wieder zu spät zum Sprachkurs erscheinen. Es folgen Gespräche mit der Rezeption. Wir fahren zum Sprachkurs. An die holprige Fahrt habe ich mich schon fast gewöhnt. Auf jeden Fall ist das ganze nicht mehr zu befremdlich. Wir suchen verzweifelt nach Kleingeld, da wir 400TSH zahlen sollen, aber wir alle von den Bankautomaten nur die großen 10,000TSH Scheine bekommen, die der Conducter nicht alle wechseln kann. Wir steigen wieder an der Sammelhaltestelle um und quetschen uns mit unseren dicken Rucksäcken zu unserem Anschlussbus durch.
An der Universität angekommen – wieder zu spät, aber mit einer guten Entschuldigung –singen und tanzen wir, wenn auch eher unfreiwillig. Wir besprechen die Hausaufgaben und nach 4std Sprachkurs gehen wir wieder in der Mensa essen. Unsere Mentorin will sich uns einmal richtig vorstellen und auch uns etwas besser kennenlernen. Nach einer ausführlichen Vorstellung, fahren wir mit ihr in eine Mall, wo es das beste Eis geben soll. Sie nimmt ein paar von uns im Auto mit, was gut ist. Denn ich bin mit im Bus und kein Einzelner hätte mehr dazu gepasst. Es ist eine wahre Sardienenbüchse, und die Tür geht nicht zu.
In der Mall angekommen probieren wir das Eis. Ich finde es ok... nicht so überragend. Wir haben eine halbe Stunde zur freien Gestaltung und ich geh mit ein paar anderen los auf die Suche nach einem Supermarkt mit billigem Wasser. Wir finden einen, müssen jedoch unsere Taschen vorher abgeben. Wir kaufen uns 1,5L Flaschen für 980TSH und behalten brav den Beleg bis dieser abgestempelt wird. Auf dem Weg zum Treffpunkt sehen wir ein paar von den Jungs im Applestore.
Nach der Mallbesichtigung fahren wir zu einem Künstlermarkt. Wir werden direkt mit Bruder und Schwester angesprochen, was ich etwas verwirrend finde, und in die Läden gelockt. Wieder haben wir 30min Zeit zur freien Gestaltung. Meine Zimmergenossin und ich gehen durch ein paar Läden und erledigen unsere Hausaufgaben: eine Begrüßung und Vorstellung in Swahili. Ich fotografiere den ganzen Kitsch den sie einem andrehen wollen und muss immer wieder grinsen. Als ich eine Postkarte finde, will der Verkäufer 8,000TSH haben, ich kann ihn auf 2,500TSH runter handeln. Wir fahren zurück zum Hostel und bekommen eine kleine Einweisung wie unsere Sim-Karten funktionieren, da gestern keine Zeit mehr dafür war. Man muss immer mit seinem Guthaben ein Bundle kaufen. Das gilt entweder für einen Tag, eine Woche oder einen Monat. Und je nachdem wie viel MB/GB haben will, muss man zahlen. Während er erklärt, kommt ein Vertreter einer anderen Sim-Karten-Firma wie aufs Stichwort und versucht uns von seiner Firma zu überzeugen.
Wir essen wieder Pommes mit Ei und müssen leider anderthalb Stunden darauf warten. Woran erkennt man, dass ich zu lange auf mein Essen warten musste? An dem Skelett auf dem Stuhl.

Aug 29, 2016

Tag 2: Tanzanian Style!

Nach dem Aufstehen (08:00), Frühstücken und Fertigmachen sorgen wir dafür, dass unser Moskitonetz das gesamte Bett umspannt, damit wir die Fenster auflassen können, unser Bett aber insektenfrei bleibt. Wir gehen mit unseren Rucksäcken los zur Bushaltestelle. Die öffentlichen Busse heißen hier DalaDala. Wir folgen dem Ehemaligen, in einen Bus und als dieser nicht losfährt, wundern wir uns. Wieso geht’s es nicht los? Weil wir nicht bezahlt haben? Nein, ich sehe keinen mit einem Ticket oder einen Ticketstempler oder sonst irgendetwas in der Art. Uns wird erklärt, dass ein DalaDala erst dann losfährt wenn er voll ist. Da wir zwölf Freiwillige sind machen wir das Busslein, aber recht schnell voll und müssen daher nicht allzu lange warten.
Ein DalaDala ist eine Art Omnibus meist weiß mit einem farbigen Streifen drumherum, auf dem die Start- und Endhaltestelle draufsteht. Es gibt circa 20 Sitzplätze und fünf Stehplätze. Zu stehen ist jedoch nicht empfehlenswert, da es hier viele Bodenwellen/„Speedbreaker“ gibt und die Decke schon im Sitzen relativ nah ist. Als ein Mann in den Bus kommt und stehen bleiben muss, habe ich Angst. Dicht neben seinem Kopf ist eine Glühbirne, die keinen Schirm um sich hat, und bei jeder Bodenwelle kommt er der Birne etwas näher. Beim sogenannten „Conducter“ bezahlt man, ohne dass man ein Ticket bekommt. Er/sie begleitet die Fahrt und nennt die Haltestellen. Wenn er eine Haltestelle nennt, sich aber keiner meldet, um zusagen, dass er/sie dort aussteigen möchte, wird nicht angehalten. Mir helfen jedoch die Haltestellen überhaupt nicht! Es ist Swahili und unser „Conducter“ spricht sehr leise. An einer Sammelhaltestelle steigen auch wir aus. Für mich sieht es aus wie ein Markt, man kann Popcorn und Früchte kaufen. Auf dem Gehweg sehe ich eine Frau, wie sie eine Pediküre bekommt. Ich muss grinsen. Mit dem nächsten DalaDala geht es zur Universität, in der wir unseren Sprachkurs haben werde. Wir stellen fest, dass wir 1,5std zu spät sind aufgrund eines Organisationsfehlers und entschuldigen uns bei der Lehrerin. (Man, mir wäre das super peinlich in Deutschland, aber hier ist das anscheinend akzeptabel.)
In unserer ersten Stunde lernen wir die Begrüßungen und wie wir uns vorstellen. Nach vier Stunden Sprachkurs bin ich gut bedient für den Tag und brauch nichts mehr außer Schlaf, dabei ist es gerade mal 14 Uhr. Wir singen zum Abschied ein Lied, dass mich nicht mehr loslässt. Was für ein toller Ohrwurm. Wir gehen in die Mensa der Universität und essen dort was. Auch hier essen wir mit den Fingern. Als der Ehemalige von seinen Besorgungen zurückkommt, überreicht er uns unsere neuen Sim-Karten. Beim Versuch meine deutsche Sim-Karte aus meinem iPhone zu entfernen, breche ich den Zahnstocher ab. Naja... Sim-Karten sind doch überbewertet. Ich fummle in Kleinstarbeit die Zahnstocherspitze wieder heraus und warte bis ich eine Büroklammer finden kann.
Wir fahren in Richtung Hafen, weil er uns einen schönen Strand zeigen möchte. Um zum Strand zu kommen, müssen wir ein kleines Stückchen mit einer Fähre fahren und als wir dafür gerade ein Ticket gekauft haben und durch die Schleuse gegangen sind, bricht eine Art Panikattacke aus. Plötzlich laufen alle um uns herum los und weil wir es nicht besser wissen, laufen wir ebenfalls auf das bereits volle Deck. Auf dem Deck gehen Verkäufer herum und verkaufen Erdnüsse. Ich bin leicht verwundert. Weil wir auf dem Deck immer mehr werden zu scheinen, bringen wir alle unsere Rucksäcke in Sichtweite und tragen die Rucksäcke vorm Bauch. (Ich muss zugeben, wir sehen ziemlich bescheuert aus.) Als wir ankommen, fallen mir die Tentakeln auf. Wegen der Fischerei am Hafen verkaufen sie hier frischen Fisch und Tentakeln. Ein ekliger Anblick meiner Meinung nach. Wir folgen ihm und er organisiert drei Bajajis. Bajaji ist das tansanische Äquivalent zu einem indischen TucTuc für maximal 4 Personen. Vorne sitzt der Fahrer und hinter ihm haben drei Leute – wenn sie eng zusammen rutschen – Platz. Wir sind vier Leute, einer von uns quetscht sich noch neben den Fahrer und als ich meine Bedenken äußere, wird mir geantwortet: Tanzanian Style! Wir müssen lachen.
Als wir am Strand angekommen und alle umgezogen sind, gehen wir ins Wasser. Sofort werden die Ersten von uns von Einheimischen angesprochen. Unsere Swahili Kenntnisse werden auf die Probe gestellt. Wir bestehen und fühlen uns schon etwas stolz. Als wir zurück wollen, ruft er die Bajaji-Fahrer von unserer Hinfahrt an. (Tip: Einmal genutzt, Nummer geben lassen.) Es wird schnell dunkel, und nach einem Gruppenfoto am Strand fragen wir uns, wo die Fahrer bleiben. Nach 45min sind sie da. Tanzanian Style! Wir fahren zum Hafen und wollen ein tansanisches Abendessen zu uns nehmen. Er führt uns in einen kleinen Laden und bestellt für uns alle Pommes mit Eiern. Ich bin etwas verwirrt über die Kombination, aber ich lass mich überraschen. Und es schmeckt tatsächlich sau-lecker. Als wir fast fertig sind, springt eine Katze auf den Nachbartisch und leckt den leer-gegessenen Teller ab. Während wir auf die restlichen Pommes warten (wir sind zwölf Leute und der Laden sieht nicht so aus als ob er daran gewöhnt ist) machen meine Nachbarin und ich die Hausaufgaben.
Zurück im Hostel müssen wir leider feststellen, dass die Putzfrau unser Moskitonetz über dem Bett zusammen geknotet hat, wodurch unser Bett nicht mehr länger unter dem Schutz vom Netz ist. Nach dem wir das Bett wieder insektensicher gemacht haben, sprühe ich meine Extremitäten noch mit Autan ein. Dann wiederholen meine Zimmergenossin und ich nochmal alles, was wir heute gelernt haben und singen zum Abschluss nochmal das Lied, von dem wir beide einen Ohrwurm haben. Tanzanian Style!

Aug 28, 2016

Tag 1: Was brauche ich und wo zum Teufel ist das?

Hallo, ich habe leider etwas länger nicht mehr schreiben können, aber die Vorbereitungen für meine große Reise und mein On-Arrival-Seminar haben sehr viel Zeit eingenommen. Meine Indien-Berichte sind leider noch nicht fertig, aber ich verspreche sie nachzureichen.

Jetzt würde ich gerne von meinem ersten Tag Berichten, da dieser wahrscheinlich für alle am wichtigsten ist und vermutlich schonmal das meiste erklärt.

Es ist 02:16 als ich im Flugzeug aus meinem Schlaf erwache. Ich bin nun schon seit 4std in der Luft und kann es immer noch nicht fassen, dass ich erst in einem Jahr zurückkommen werde. Das letzte, was ich von Deutschland sehen konnte, waren die Lichter. Verständlich natürlich, da es 22:05 war, als ich los geflogen bin. Das Frühstück lässt nicht lange auf sich warten. Zwar etwas merkwürdig um diese Zeit zu frühstücken, aber viel später geht es auch nicht, da wir gegen 05:45 in Äthiopien landen sollen. Ich gucke eine Folge The Big Bang Theory und versuche mir beim Toilettengang die Beine zu vertreten. Dann geht es auch schon in den Landeanflug. Natürlich kann ich auch hier erstmal nur Lichter sehen.
Nach dem Aussteigen warte ich auf die anderen, immerhin sind wir elf und haben alle unsere erste Afrika-Erfahrung vor uns. Kaum sind wir vollständig und haben zwei Schritte getätigt, werden die ersten Fotos geschossen. Gottseidank hält unser Flugzeug still, denn wir hätten das Bild vor Müdigkeit verwackelt, da wir nicht  so viel Schlaf bekommen haben.
Wir folgen den Schildern mit der Aufschrift: Connecting Passengers. Wir suchen unser Gate (Ich weiß, zu viele Anglizismen für meine Verhältnisse, aber keine Sorge, ich werde, vermutlich demnächst den Blog auf Englisch weiterführen, damit alle mitlesen können.) und setzen und legen uns auf die Bänke davor. Hier dürfen wir nun vier Stunden auf unseren Anschlussflug warten.
Mir gegenüber sitzen zwei Männern, die anscheinend beten. Beide haben ein Buch in den Händen und lesen eifrig. Dabei blättern sie in die für mich falsche Richtung. Doch was mich am meisten verwirrt sind die Lederriemen. Beide haben einen Lederriemen um den Kopf mit einem Quadrat daran, welches auf dem Scheitel sitzt. Der jeweils linke Ärmel von beiden Männern ist bis über den Ellenbogen hochgekrempelt und über der nackten Haut erstreckt sich ein anderer Lederriemen. Dieser wurde unzählige Male um den Unterarm gewickelt von Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen. Ich frage mich, ob die Blutzirkulation so nicht unterbrochen wird. Auch dieser Lederriemen ist mit einem Quadrat versehen. Zusätzlich zu den Lederriemen tragen die beiden Männern noch eine Art Kopftuch. Es sieht aus wie ein langer weißer Schal, der über die Schultern geht und den Kopf umhüllt. (Von hinten sieht es allerdings aus wie eine Gardine.)
Als ich mich einmal genauer umsehe, sehe ich eine Frau, die ihr Handgepäck auf dem Kopf balanciert. Das habe ich in Afrika erwartet, allerdings bewundere ich die Tatsache, dass die Frau ihre Arme nicht zur Stabilisierung hochhält.
Die anderen haben sich jetzt eingerichtet und der erste schläft schon. Ich bin froh, dass ich ein Kissen dabei habe, denn die Bank ist äußerst unbequem und so tut der Kopf danach nicht weh. Aber erstmal kann ich nicht schlafen, also gebe ich mein Kissen weiter. Das verursacht Gelächter, da mein Kopfkissen Kopfkissen, Kuscheltier und Nackenrolle zugleich ist. Aber der, der es bekommt, merkt schnell wie bequem es ist und ist dankbar. Ich gehe mit ein paar Mädels zur Toilette. Dabei merke ich, dass nicht nur die Toiletten ausgeschildert sind, sondern auch die Gebetsräume. Auf eine freie Toilette muss ich nicht lange warten, dafür aber doppelt solange auf ein freies Waschbecken. Die Frauen schminken sich nochmal (Deswegen dauert das auf der Toilette immer solange Jungs. Also hört auf zu fragen und euch zu wundern, sondern seid dankbar, dass eure Freundin gut für euch aussehen will.) und dann hebt eine Frau ihr Bein auf einmal in das Becken. Ich bin leicht verwundert. Ihre Nachbarin tut es ihr gleich, sogar das Kopftuch wird einmal abgenommen, um das Haar mit Wasser zu benetzen. Als ich aus der Toilette komme und an den „Gebetsräumen“ vorbeigehe, realisiere ich, dass die Frauen wahrscheinlich auf dem Weg zum Gebet waren. Die „Gebetsräume“ sehen für mich aus, wie Besen- oder Abstellkammern. Das kommt mir nicht gerecht vor, da immerhin da 30 Leute gerade in ein so einem Ding sitzen. (Die Gebetsräume sind in Geschlechter aufgeteilt.)
Da wir nun einmal unsere Beine bewegt haben, bemerken wir erst jetzt den Auslauf, den wir brauchen und machen uns auf zu einem schönen Spaziergang. Zum Abschluss, wollen wir uns ein Wasser kaufen und meine Freundin mag noch eine Kaffee trinken. Als wir uns für ein Café entschieden haben, fragen wir einen Bediensteten, ob wir hier ein Wasser und einen Kaffee bekommen können. Wir werden zur Kasse geleitet, zahlen und werden zurück zu dem Typen geleitet, um unser Wasser zu bekommen. Das ist ja auch überhaupt nicht umständlich! (Sarkasmus) Der Kaffee dauert noch ein Minütchen und als eine Kellnerin kommt, sagt sie zu meiner Freundin, die feuerrote Haare hat: „Your hair is amazing.“ Sie fühlt sich geehrt und ich kann nicht anders, als die Situation als süß zu bezeichnen.
Als wir zurück zu den Bänken gehen, sehe ich, dass die Jungs unserem Beispiel gefolgt sind und nun ebenfalls eine Runde drehen. Wir setzen uns hin und machen es uns so gemütlich wie es nur geht. (Ich sehe mein Kissen unter dem Kopf von einem anderen Freiwilligen und freue mich, dass es hilfreich ist.) Von unserem Platz aus können wir die Kontrolle beobachten, die durchgeführt wird, bevor die Leute in den Wartebereich können. In der Schlange sehe ich eine Frau in Burka anstehen. Ich frage mich wie das Passfoto wohl aussieht und wie das kontrolliert wird und wie das generell funktioniert... Mein Kissen wird frei und ich mache es mir gemütlich und lege ein Nickerchen ein.
Als wir zum Flugzeug gehen, hole ich mein Ticket heraus und merke, dass bei mir „MR“ draufsteht. WOW. Also ich bin gewohnt, dass mein Name falsch ausgesprochen wird, aber das ist neu.
Wir steigen in einen Bus, der uns zum Flugzeug bringen soll. Als wir vor dem Flugzeug halten und aussteigen, ist das erste was ich sehen kann ein Flugzeugwrack. Wie ermutigend. Im Flugzeug läuft der Film „Zoomania“ und wir haben gute Laune. Dann: Der erste Schritt auf tansanischem Boden.
Wir betreten den Flughafen und ich bin erstaunt. Es sieht sehr voll aus, in der Mitte steht eine Art Bartisch an dem viele Leute ein DIN A5 Blatt ausfüllen. Die Schilder sind relativ verwirrend und ich frage mich, wie das hier funktioniert.
Wir haben keinen Schimmer, wie wir das Touristenvisum bekommen sollen. (Immerhin hat das mit dem Beantragen von einem Visum nicht geklappt, da jemand das E-Mail Konto gehackt hatte und mit dem Geld dann abgehauen war.)  Als ich einen Mitarbeiter frage, sagt er mir, dass wir das Formular ausfüllen müssen. Ich frage, wo wir das bekommen und er zeigt in den Raum den wir soeben durchquert haben und meint „Da“. Bloß nicht zu viele Informationen preisgeben. Nach langem Suchen und Herumfragen – was sich als sehr schwierig herausstellt, da nur die wenigsten Englisch verstehen – kommt eine Frau mit neuen Formularen. Als ich fast fertig bin, bemerke ich, dass mein Formular keine Rückseite hat. Also für alle die mich besuchen wollen: Am Rand von diesen Bartischen sind Halter angebracht, die das Formular enthalten. Achtet dabei darauf, dass euer Formular eine Rückseite hat! Mit dem ausgefüllten Formular geht es dann zum Schalter hinter dem ein weiterer Mitarbeiter sitzt. Man muss in eine Kamera gucken und seine Finger scannen lassen. Doch das sagen sie nicht einfach. Ich bekomme das Gefühl, dass es sich hier um sehr sprechfaule Leute handelt. Der Mitarbeiter vor mir zeigt nur auf die Kamera und danach auf das Scan-Gerät. Als ich frage mit welcher Hand ich anfangen soll und mit welchem Finger, schüttelt der Mitarbeiter den Kopf und zeigt gelangweilt auf das Gerät. Als ich meinen Daumen drauflegen will, schüttelt er den Kopf genervt und sagt: „Four Fingers.“ Und zeigt erneut auf das Gerät. Endlich verstehe ich. Am Rand von dem kleinen Gerät sind kleine Bilder angebracht, die zeigen wie man die Finger drauflegen soll und von welcher Hand. Die Bilder leuchten in grün auf, sodass man weiß, wann was dran ist. Danach bekomme ich die Anweisung das Visum zu bezahlen. Ich werde zu einem anderen Schalter weitergeleitet, und gebe das Formular, meinen Pass und meine 50$ ab. Dann stelle ich mich zu den anderen, die schon fertig sind, und wir unterhalten uns über die merkwürdige Prozedur. Die Namen der Leute, deren Visum fertig ist, werden ausgerufen (VORSICHT: afrikanische Aussprache) und man bekommt seinen Pass zurück und kann nun sein Gepäck abholen. Wir müssen sehr lange auf unsere Namen warten, aber dafür ist es sehr witzig zu beobachten, was die Mitarbeiter über das Bild und den Namen im Pass denken. Eine Mitarbeiterin ist gut gelaunt und sagt häufig, dass ihr der Name gefällt oder unsere Haare schön sind. Dann werden auch wir aufgerufen und wir holen unser Gepäck und treten hinaus.
Ein ehemaliger Freiwilliger und unsere Mentorin erwarten uns. Wir werden begrüßt und gehen zum Bus. Der „Bus“ sieht zu klein für elf Leute mit jeweils zwei Koffern aus. Doch wir passen gerade so hinein. Wir fahren zu einer Bank, damit wir tansanische Schillinge haben. Daneben ist ein Supermarkt, wo ich mir 1,5L Wasser für 800TSH kaufen kann. Ich werde ermahnt den Beleg zu behalten, da dieser am Ausgang noch einmal abgestempelt wird, damit sie überprüfen können, dass ich den Laden mit den Sachen verlasse, die ich auch bezahlt habe. Was für eine nützliche Weise Arbeitsplätze zu schaffen. (Nach dem der Beleg abgestempelt ist, kann man den auch wegschmeißen.)
Jetzt fahren wir zu unserem Hostel YMCA in Posta, Dar es Salaam.Während wir fahren, bemerke ich, dass die Häuser alle ziemlich heruntergekommen aussehen. Auch sehe ich, das die Ampeln hier quer über der Straße hängen. Aber auf die guckt sowieso keiner.
Wir haben ein Doppelzimmer zu viel und müssen lange verhandeln, damit das Geld sinnvoll ausgegeben bleibt. Dann beziehen wir die Zimmer und wollen uns frisch machen. Überraschung: Plumsklos. Juhu wir Mädels sind begeistert. Ich hab keine Ahnung wo da vorne und hinten ist und finde es äußerst anstrengend in der Hocke zu sitzen. Auch kann ich nicht sagen, dass es hygienisch ist. Es spritzt wie verrückt.
Unsere Mentorin ist gegangen, da am folgenden Tag ein paar Tansanier nach Deutschland aufbrechen, und sie möchte sie zum Flughafen begleiten. Stattdessen sind wir in den Händen vom ehemaligen Freiwilligen und haben eine kleine Belehrung über die Sicherheit in Tansania mit Erfahrungen vom Freiwilligen. Danach wollen wir essen gehen. Wir verabreden uns in einer Stunde wieder zutreffen, um uns noch ein bisschen einzurichten.
Ich bin in einem Dreier Zimmer und da ist es schwer die Koffer zu öffnen und so fragt meine Bettnachbarin: „Was brauche ich und wo zum Teufel ist das?“ Wir lachen. Nach einer Stunde treffen wir uns an der Rezeption und gehen ein kurzes Stück und kommen an einer Art Biergarten an. Uns wird gesagt, dass wir mit den Händen essen werden: erfreutes Schweigen. Wir können unsere Hände mit abgekochtem Wasser waschen und ich habe ein reine Gewissen. Pommes und Hähnchen kommen und jetzt macht es erst recht Sinn, mit den Fingern zu essen. Die Knochen sind halt noch darin, da man hat keine Masthähnchen vor sich hat, sondern eher die Hausaufzucht von nebenan.
Als wir fast fertig mit dem Essen sind und ich denke, dass wir einfach nur noch Zahlen und zurückgehen, macht es Krach. Ein Auto ist gegen das Eingangstor gefahren und hat eine ordentliche Beule abbekommen. Noch bevor die ersten Kameras einsatzbereit sind, um die Szenerie einzufangen, fährt es davon. Als wir gehen, sehe ich, dass das Tor so verbogen ist, dass es nicht geschlossen werden kann.
Auf dem Rückweg kaufen wir uns alle noch eine große Flasche Wasser und gehen uns im Hostel fertig machen. Mit dem Wasser putze ich mir die Zähne und danach gehe ich mich umziehen und ins Bett. Wir sind zwar froh, dass wir ein Moskitonetz bereitgestellt bekommen haben, aber es ist doch nervig, dass es keinen Eingang gibt, sondern dass man das Netz komplett anheben muss, um darunter durch ins Bett zukommen.

Aug 26, 2016

Tag 8: Kilometerbegrenzung von Schuhen

Auf der heutigen Busfahrt sehe ich Wasserbüffel baden. Ich habe mich bisher an Affen, Kühe und Hunde gewöhnt, aber noch nicht an die Wasserbüffel. Diese sind mir doch für meinen Geschmack zu groß und mächtig, als dass ich ruhigen Gewissens daran vorbei gehen kann.
Dann halten wir an einem Gewerbehaus, unser Reiseführer meint, dass es einzigartig ist. Sieht von außen nicht gerade viel versprechend aus – außer man ist auf der Suche nach Staub. Drinnen fällt mir allerdings die Kinnlade runter. Eine riesige Sammlung erstreckt sich vor meinen Augen. Tierskulpturen die mir bis zur Brust reichen, Schachbretter 1,20m x1,20m und noch viel mehr Skulpturen und sogar ein kleiner Torbogen. Wir werden bis nach ganz hinten durchgewinkt. Ich hab das Gefühl in einer Museumssammlung zu stehen. Auf einmal verschwinden die ersten Köpfe meiner Reisegruppe hinter einem Regal. Eine Treppe erstreckt sich dahinter und führt in die Teppichsammlung hinunter. So viele Teppiche und Stoffe habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen. Wir gehen weiter, denn im Untergeschoss ist genauso viel Platz wie im Obergeschoss und die Höhe wird deutlich effektiver ausgenutzt als oben, weswegen es hier auch deutlich beeindruckender wirkt, denn die Teppiche, Stoffbahnen und Tücher sind bis an die Decke gestapelt. Ich frage mich, wie sie hier eine Inventur machen...
Wir werden in ein kleines Vorstellungszimmer geführt, wo eine Bank ringsum geht. Der Geschäftsführer kommt herein und erzählt – auf Deutsch – von seinem Laden. 9.000 Familien arbeiten für den Geschäftsmann, der in die ganze Welt exportiert. Seine Exponate landen in Luxusgeschäften in Frankreich und Italien, wo wir sie für mehrere tausend Euro kaufen können. Doch heute hier und jetzt kriegen wir die Stücke für ein paar Hundert Euro. Er lässt sich eine Decke von seinem Kollegen reichen, und sie schütteln sie zusammen auf. Er zeigt uns, dass die Decke so schön schimmert und von vorne und von hintern ein perfekt sitzendes Muster hat. Damit wir ihm auch glauben, dass seine Stücke in Frankreich von einem Luxuslabel verkauft werden, reicht er mir eine Zeitschrift mit einem Foto von seinem Bruder mit derselben Decke, die auch gerade vor uns liegt. Darunter steht ein kleiner Text zu dem Laden, da der Text auf Deutsch ist, soll ich ihn vorlesen. Danach verbeugt er sich vor mir und sagt, ich spreche gut Deutsch. Wir lachen alle, gerade nach einer Woche ist unsere Reisegruppe schon gut zusammengewachsen. So geht das anderthalb Stunden. Wir bekommen immer eine neue Decke gezeigt und die wird auf dem Boden abgelegt so, dass wir die vorherige Decke noch gut sehen können. Zwischendurch gab es eine Besonderheit. Eine Decke aus Jack-Wolle ist wasserundurchlässig, um uns das zu beweisen, schüttet er eine halbe Wasserflasche darauf aus und mit seinem Kollegen bewegt er die Decke so, dass die Pfütze balanciert wird. Das ist schon echt spannend.
Meine Begleiterin und ich haben uns in zwei Schals/Decken (2mx2m) verliebt jeder von uns bekommt einen und von den Tüchern nehmen wir auch noch ein paar mit. Danach sagen einige, wir hätten zugeschlagen, aber unsere knapp 4kg, sind doch gar nichts. Andere haben aus unserer Gruppe 13kg eingekauft.
Wieder im Bus sind wir fast alle um Geld erleichtert und um Kilogramm erschwert. Als wir nach einer halben Stunde im Hotel ankommen, haben wir die beste Begrüßung, die wir bisher hatten: Ein Trommler spielt, eine Frau steht in dem Raum über dem Torbogen und bestreut uns mit Blütenblättern und eine andere Frau macht uns einen typisch indischen Punkt auf die Stirn. Also wirklich die beste Begrüßung bisher. Durch den Torbogen hindurch: WOW. Staunen. Ein kleines Schloss zur linken und ein niedliches Hotel geradeaus und rechts. Ein Willkommens-Selfie ist mir jetzt aber wichtig.

Unser Zimmer ist in einer Art Türmchen, wahnsinnig schön mit Balkon. Im Badezimmer befinden sich zwei Duschen, eine hat ein verschobenes Dach, sodass man den Himmel noch sehen kann, aber es könnte nicht hineinregnen. Wir sind nicht gerade unbeeindruckt. Ich gehe los auf die Suche vom Schwimmbad. Eine kleine Abkühlung tut gut. Kaum geschwommen, kommt ein Hotelangestellter und bietet mir Getränke an – was für ein Service.
Beim Abendessen sprechen wir über den gestrigen und heutigen Tag. Einige haben sich im „Schlosshof“ Schuhe gekauft, weil die Schuhe nach der gestrigen Leistung auseinander gegangen sind. Irgendwie kommt einer auf den Spruch: „Schuhe mit Kilometerbegrenzung“ und dass die Schuhreperateure nur darauf warten, dass die Grenze erreicht wird.
Nach dem Abendessen steigen wir noch auf das Schlossdach und beobachten die Fledermäuse.

Aug 24, 2016

Tag 7: "Bed sheet size – one wife ok!"

Wir hatten eine erholsame Nacht, aber andere wurden von ihrer Klimaanlage wach gehalten. Am frühen Morgen haben mich die Rufe von Pfauen, Hunden, Fröschen, Katzen und Gänsen geweckt, aber ich konnte danach noch einmal den Schlaf finden. Auf der Morgentoilette stellen wir fest, dass die neue Klopapierrolle vom Vorabend schon leer ist. Als ich eine neue nehme, stelle ich fest, dass nur ca. 1/3 von der gewöhnlichen Menge an Klopapier dran ist. Dafür, dass wir in Indien an jeder Raststelle portioniertes Toilettenpapier erhalten und in jedem Hotel für Sparmaßnahmen geworben wird, ist es nachteilig eine recycelte Papierrolle für dieses bisschen Papier zu erstellen. Das ist noch nicht alles, das indische Toilettenpapier ist ungefähr alle 60cm perforiert, aber das ist einmal kaum zu sehen und zum anderen ist es auch egal, weil das Papier sowieso so reißt wie es ihm gerade passt. Dann besteht das „Papier“ auch noch nicht aus Papier, sondern eher aus einem Plastik-Papier-Gemisch, welches sehr „schwer“ ist, was den Abgang an geht. Der Spülkasten muss leer laufen, damit das Papier Auf-Wiedersehen winkt. (Sehr sparsam...)
Nach einem leckeren Frühstück geht es in den Bus, uns erwarten heute vier Stunden Festungsbesichtigung. Als wir dort ankommen, fahren wir schon an den ersten Geschäften vorbei. Eines verkauft Tagesdecken und auf einem Ausstellungsstück ist ein Zettel angebracht: „Bed sheet size – one wife ok.“ Ich muss lachen und die um mich herum ebenso. Kaum sind wir aus dem Bus ausgestiegen, sind wir von den ersten Straßenverkäufern umzingelt. Eigentlich wollen wir Fotos von der schönen Festung machen, aber die Verkäufer verdecken die Sicht und bleiben beharrlich stehen. Meine Taktik möglichst nicht reagieren, doch das sind manche Verkäufer bereits gewöhnt und haben ihre eigene Taktik, dir auf den Keks zu gehen, doch bei anderen reicht das schon aus. Bei denen wo es nicht ausreicht: Augenkontakt vermeiden, Nein sagen und die Handfläche ihnen entgegenstrecken und sie notfalls wegschieben. Will man etwas kaufen so kann man sich merken: man kann immer Handeln. Wer sagt, dass er später vielleicht doch was haben will, hat sich in die Defensive drängen lassen und wird es später bereuen, auch wenn es zunächst den Anschein macht, dass der Straßenverkäufer ihn in Ruhe lässt.
Durch die helle Hautfarbe fällt man als Tourist wahnsinnig schnell auf und schon folgt unserer Gruppe eine Handvoll Männer – das ist nicht sexistisch, sondern die Wahrheit, da es in Indien wesentlich mehr Männer als Frauen gibt. Zunächst sind wir verwirrt, doch dann verstehen wir aus den paar Brocken Englisch, dass sie Schuhe reparieren und bei Gruppen meist der ein oder andere nach zwei Stunden doch kaputt geht.
Die Gassen, der Festung sind meiner Meinung nach, schmal gebaut, so dass ein Auto gerade so an den Geschäftsständen vorbeikommen kann. Die Motorradfahrer fahren auch hier und hupen die Touristen aus ihrem Weg. Um die Mittagszeit steht die Sonne fast im Zenit, und ich überlege mich mit Sonnencreme einzucremen, doch meine Begleiterin meint: „Die rutscht doch ab!“ Wir müssen lachen.
Nach dem wir eine halbe Stunde die Geschäfte in den Gassen bestaunt haben und auch die Tatsache, dass an den merkwürdigsten Ecken sogar Kühe stehen, brauchen wir eine Pause. In einem süßen Café setzen wir uns in den Innenhof. Die Insekten, die durch die zuckersüßen Getränke angelockt werden, nerven mich. Doch schnell verstehe ich, dass Schwitzen seine Vorteile hat. Die Insekten ertrinken im Schweiß. (Ich muss dringend duschen gehen!) Als wir uns so langsam dem Ende der Besichtigung neigen, sehe ich ein Oberteil auf dem steht: I don't do drugs I am the drug! Der Spruch gefällt mir.
Wieder im Hotel angelangt, heißt es umziehen und eine Runde schwimmen gehen. Eine Abkühlung ist genau das, was ich jetzt brauche. Doch nach zu kurzer Erholung kommt das nächste gebuchte Abenteuer: eine Jeep-Safari zu den Sanddünen, wo wir auf einem Kamel reiten werden. (Nein, ich beklage mich nicht. Es ist manchmal einfach anstrengend, alles erleben zu wollen.)
Der Jeep fährt wahnsinnig schnell, so schnell, dass man, wenn man in Fahrtrichtung guckt, die Augen nicht auf machen kann. Die Einheimischen winken uns zu. Ein Junge läuft uns bis zu den Kamelen hinterher. Während wir uns von der Sonne unsere Urlaubsbräune verpassen lassen, müssen die Dorfbewohner hier ihre Arbeit erledigen. Unter der brühend heißen Wüstensonne, ohne den Fahrtwind vom Jeep. Wir beobachten ein paar Ziegen, wie sie sich auf die Hinterbeine stellen, um an den Bäumen noch ein paar Blätter zu naschen.
Als wir bei den Kamelen ankommen, haben wir mehr Respekt als vorher, vor den großen Tieren, die nun zum Knien gezwungen werden. Eine Art Schraube ist durch ihre Nase gebohrt, woran die Zügel befestigt werden. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen.
Ich sitze auf, in den vorderen Teil des Sattels, hinter mir meine Begleiterin. Wir sollen uns nach hinten lehnen und schon erwarten wir den „Auffahrunfall ohne Kopfstütze“ wie er im Reiseführer beschrieben ist. Doch er kommt nicht. Nach hinten lehnen hat wirklich geholfen, und das Aufstehen vom Kamel (eigentlich Dromedar, aber das interessiert, die Leute hier nicht so) haben wir nicht als unangenehm empfunden. Unsere Tour durch die Sanddünen geht los.

Wir machen Fotos voneinander und bewundern die Landschaft, von einem neuen Blickwinkel. Dann bleiben wir stehen. Wir sind verwirrt. Vor uns hat ein Kamelführer angehalten um den Sand zu prüfen, ob wir die Dünen hinaufkommen mit den Kamelen. Es ist schon schräg – im wahrsten Sinne des Wortes – mit einem Kamel einen Sandhügel hinauf zu kommen. Mit Nach-Hinten-Lehnen und alles genießen funktioniert es ganz gut. Doch dann parallel zum Abhang gehen, verpasst dem Kamel doch einen Rechtsdrall und das ganze wird noch aufregender als es ohnehin schon ist.
Nach dem Kamelritt geht es wieder mit dem Jeep zurück zum Hotel, und ich sehe eine einsame tote Kuh in der Wüste – sie bleibt jedoch nicht lange allein. Im Hotel gibt es ein leckeres Abendessen und nach einer herrlichen Dusche falle ich in den Tiefschlaf.

Tag 6: Am Arsch von mitten im Nirgendwo

Heute sind wir acht Stunden nach Jaisalmer gefahren, die eigentlich nur sechs Stunden hätte dauern sollen. Uns alle beschleicht so langsam das Gefühl, dass in Indien die Zeit anders gezählt wird als bei uns in Deutschland. Meine Theorie lautet, es ist die Angabe von Toilettenpausen.
Wir fahren nun in das Herz der Wüste hinein, und nach dem ich zwei Stunden lang keine Zivilisation gesehen habe, dafür aber die ersten Kühe, die tot in der Wüste liegen, verlässt mich die Hoffnung, dass es hier eine Klimaanlage gibt. Gerade die Aussicht auf zwei Nächte in einem Natur Reservat in dieser Gegend hellt meine Stimmung nicht auf. Als unser Reiseführer dann sagt, wir übernachten auf einem Bauernhof, stelle ich mich darauf ein, in einer Lehmhütte zu übernachten. Als wir endlich drei Häuser sehen, fällt mir nichts Besseres ein als: „Wir sind nicht am Arsch der Welt, sondern am Arsch von mitten im Nirgendwo.“ zu sagen.
Doch als wir sehen, dass wir ein echtes Backsteingebäude haben und nicht etwa eine Lehmhütte, steigt unsere Laune schon mal erheblich. (Ihr ging es anscheinend genau wie mir.) Und kaum haben wir unser Zimmer einmal betreten, kann ich nicht leugnen, dass ich mich noch nie zuvor so sehr über eine Klimaanlage gefreut habe. Für mich heißt es jetzt Umziehen und dann nichts wie los zum Schwimmbecken.
(Ich hab endlich rausgefunden Bilder einzusetzen.)
Dann geht es für einige von uns zum gebuchten Kochkurs, doch dieser stellt sich heraus, ist eine 30min Vorstellung, die wir anschließend aufessen dürfen. Naja... wenigstens lecker. Dann gibt es Abendessen am Pool, welches – um den Abend noch zu krönen – von einer Live Band begleitet wird. Nach den ersten zwei Musikstücken steht ein Bauchtänzer auf (zuerst denken wir es ist eine Frau, aber wir irren uns) und legt ordentlich los. Ich kann mich kaum noch auf dem Stuhl halten und freue mich schon auf ein Tänzchen. Als ich gegessen habe, gehe ich in einer Musikpause schnell los, um mir ein WLAN Passwort zu kaufen. Doch der Weg zur Rezeption bewegt sich – nein, ich bin nicht betrunken. Um mich herum hüpfen lauter kleine Frösche.
Wieder am Pool steht der Tänzer – Wahnsinn, einem Mann hätte ich nicht so einen Hüftschwung zugetraut – in einem Kreis der Mitreisenden. Ich geselle mich dazu und werde prompt zum Tanz aufgefordert. Ich bin in meinem Element und bekomme Beifall und Lob. Was für ein toller Abend!

Aug 20, 2016

Tag 5: Die spinnen, die Maharadschas

Heute fahren wir sieben Stunden Richtung Bikaner. Als wir so durch die Dörfer fahren, können wir uns nicht vorstellen, hier ein schönes Hotelzimmer zu bekommen. Die Straßen sind etwas löchrig, und so wackelt der Bus andauernd. Mittlerweile haben wir uns an das Holterdiepolter des Busses gewöhnt und erkennen schon am Bremsen des Busfahrers, ob es ein kleines oder ein großes Schlagloch wird, das uns erwartet. Doch mit Schlafen ist hier nichts. Die schlimmsten Stellen, um mit einem Bus drüber zu fahren, sind die Bahnübergänge! Selbst mit jeglicher Vorsicht und Bedacht des Einzelnen hat man doch jedes Mal ein kurzes Schreckgefühl, wenn man mit dem Bus kurz in der Luft ist.
Dann, als wir gerade durch ein relativ elendes Städtchen fahren und ich inständig hoffe, dass wir hier nicht halten, kommt die Durchsage, dass wir da sind. Alle gucken sich um, und da kommt ein riesen Palast in Sicht. Jetzt sind wir enttäuscht, dass wir hier nur für eine Nacht sein werden.
Das Zimmer ist riesig, gerade wenn man bedenkt, dass wir nur für eine Nacht bleiben. Wir ziehen uns um und gehen wieder herunter in den Eingangsbereich, denn jetzt gehen wir eine Festung besichtigen. An der Festung angekommen werden die ersten Fotos geschossen, noch bevor wir halten. Die Mauer, die die Festung umrandet, ist wunderschön verziert und zwar mit den typisch indischen Tieren.
Wir steigen aus und sammeln uns im Schatten – jetzt, wo wir uns der Wüste Rahjastans nähern, wird es immer wärmer. Unser Reiseführer erzählt uns etwas zu der Geschichte des Gebäudes und warum in der Mitte der Eingangstore Nägel angebracht sind. Diese dienten dem Schutz vorm gewalttätigen Aufbruch mithilfe eines Elefanten. Denn dieser würde mit dem Kopf voran versuchen die Türen aufzustoßen. Wir waren fasziniert, an was alles beim Bau so gedacht wurde.
In der Eingangshalle der zum Museum umgebauten Festung müssen wir warten, bis die Eintrittskarten bezahlt sind. Dabei werden wir angestarrt, die weiße Hautfarbe macht uns zur eindeutigen Attraktion und gerade die Frauen, die bei dem Sonnenschein und den hohen Temperaturen eher eine kurze Hose tragen, werden sehr beäugt, und erneut werden wir alle nach Fotos gefragt. Ein Mädchen hat langsam keine Lust mehr und setzt sich erschöpft hin, in der Hoffnung so alle abzuwimmeln. (Es hilft wenn man sich in Gruppen stellt und den Kreis schließt.) Auf einmal wird ein Mann von zwei anderen zu ihr geführt, was sie dermaßen schockiert, dass sie aufspringt und zu uns kommt – verständlich.
Mit den Karten in den Händen geht unsere Tour los, aber schon nach dem zweiten Abbiegen weiß ich nicht mehr, wo wir herkommen. Denn wir gehen immer durch einen Innenhof, der an jeder Seite Zimmer hat und dann zum nächsten Hof leitet. Ein Zimmer ist das sogenannte „Regenzimmer“, denn der Maharadscha wollte – gerade hier nah der Wüste – immer dann Regen haben, wenn er es wollte. Das Zimmer ist blau angestrichen, ab Kopfhöhe kommen graue Wolken und Blitze dazu. Früher soll es hier auch einen Miniwasserfall gegeben haben, damit der Maharadscha das Gefühl haben konnte, es würde wirklich regnen. „Die spinnen, die Maharadschas.“
In den vorletzten Räumen der Festung sind die alten Waffen aufgehoben, und ich staune nicht schlecht, als ich sehe, dass die Gewehre teilweise länger als ich sind. Das Kettenhemd fasziniert mich am meisten, denn es wiegt unglaubliche 25kg. Neben ihm liegt wohl der älteste Rückenkratzer der Geschichte und unterscheidet sich kaum vom heutigen Modell – mit einer kleinen Hand. Nach unserer Führung gehen wir zum Bus, der nun umgeparkt hat, damit er in der richtigen Richtung steht – mit so einem Reisebus ist das gar nicht so leicht. Der Weg dorthin führt uns über den Gehweg, und ich staune nicht schlecht, als eine umgestürzte Laterne hier herum liegt. Als ich gerade einsteige, machen mich die anderen Mitreisenden darauf aufmerksam, dass ich von drei jungen Männern verfolgt wurde. Ich denke mir nichts dabei, und als wir nach 15min im Bus immer noch nicht losfahren und meine Sitznachbarn hinausgucken, stehen die Männer noch immer da und machen Fotos von mir – oder dem Bus, aber alle haben das verneint, als ich gefragt habe. „Die spinnen, die Inder.“
Zurück im Hotel sind wir alle durchgeschwitzt, schnell ziehe ich mich um und suche das Schwimmbecken. Eine Abkühlung tut gut. Als wir alle beim Abendessen sitzen und uns über die bisherige Zeit unterhalten und fest davon überzeugt sind, dass nichts mehr passiert, außer dass wir duschen und danach ins Bett fallen, geschieht es. Ein Stromausfall. Blöd nur, dass der Speisesaal keine Fenster hat. Es ist stockduster und ich hab Angst, mein Glas umzuschmeißen. Doch wir leben in einer Welt in der fast jeder ein Mobiltelefon mit Lampe besitzt. Mein Tischnachbar ist so galant und hat sogar eine App, mit der eine Kerze dargestellt wird, die unserem Tisch das notwendige Licht spendet. Was uns allerdings am ehesten beunruhigt ist die Tatsache, dass die Klimaanlagen ausgegangen sind und es langsam aber sicher wieder zu warm wird.

Aug 19, 2016

Tag 4: Wie kommt die Kuh dahin?

Das erste Hotel war ein Hotel wie es im Buche steht. Groß und geräumig, edel und mit Minibar, Klimaanlage und Fernseher. Und damit man sich richtig wie in einem Film vorkam: einen Schlüssel in Kartenform. Das zweite Hotel, ist ein Heritage-Hotel, wo früher einmal der Maharadscha gelebt hat. Tolles Gelände, nur die Pfauen sind uns zu laut. Das Zimmer ist irre gemütlich, dennoch sollte man sich nicht zu schwungvoll auf die so schön hergerichteten Möbel setzen, denn eine Steißbeinverstauchung, würde einem den Urlaub trotz guten Wetters und leckeren Essen vermiesen. Doch was uns hier etwas irritiert hat, ist das Zimmerschloss. Denn es gibt einen Riegel, den man zur Seite schiebt, um die Tür zu schließen und dieser wird mit einem Vorhängeschloss verankert. Der dazugehörige Schlüssel sieht so aus, als ob er eigens für den ehemaligen Palast hergestellt wurde. In beiden Hotels haben wir ein schickes Buffet und können uns nach Herzenslust satt essen. (Für die etwas jüngeren ist wichtig zu erwähnen, dass wir hier das Internet kostenlos nutzen können.)
Im Hotel eingerichtet geht unsere Ministadtführung los. Wir besichtigen einen kleinen Tempel und können uns als Touristen nicht satt fotografieren – bei den ersten ist die Speicherkarte voll. Wir bekommen einen kleinen Einblick in das Leben der Inder, während wir so durch die Straßen gehen und sind erstaunt. Die hygienischen Bedingungen sind uns vollkommen fremd, in kaum etwas sehen wir ein System und trotz Armut, sehe ich doch fast in jedem Gesicht Zufriedenheit. (Materieller Wohlstand ist eben nicht gleich bedeutend mit seelischem Wohlstand.)
Der indische Verkehr ist ungewöhnlich – zumindest wenn man ihn nicht kennt. Nicht die Farbe der Ampel gibt an, ob man fährt, sondern die Stelle, an der die Ampel steht. Dabei ist auch nicht die Verkehrsdichte ausschlaggebend – zumindest nicht nach meiner Beobachtung – sondern die Erfahrung, die der Fahrer an dieser Stelle gemacht hat.
Auf vielen breiten Lastwagen steht hinten drauf, dass man Hupen soll. Dies hat uns zunächst gewundert und auch etwas verärgert, denn so wird es wahnsinnig laut auf den Straßen und wenn einem solchen Lastwagen dann auch noch kein Auto, sondern 12 Motorräder folgen, ist das Hupkonzert perfekt und wir taub.
Wir sehen hier ca. 90% Motorräder, der Rest ist ein Lastwagen, Bus oder Auto. Je lauter die Hupe desto kleiner ist das Gefährt, so unser Gefühl. Motorräder haben hier ein paar Vorteile, da man sie überall abstellen kann, wir haben zum Beispiel nur einen einzigen Parkplatz bisher gesehen. Aber auch weil sie etwas wendiger sind als die anderen Fahrzeuge. Jedoch ist das Hupen hier eine Vorwarnung, dass sie überholen wollen. Die Motorräder überholen so ziemlich alle 25sec einen anderen Verkehrsteilnehmer, zwischendurch werden sie selbst nochmal überholt und man fragt sich, inwiefern das gerade sinnvoll war.
Man könnte meinen, dass so ein Motorrad eine ziemlich unglückliche Wahl ist, sobald es hier einmal anfängt zu regnen. In der Regenzeit kommen hier wahnsinnig große Wassermengen herunter, die das Kanalisationssystem lahm legen. Aber die Inder haben fast sichtlich Spaß sich selbst in der größten Pfütze gegenseitig an zu hupen und einen Überholversuch zu starten, der aufgrund der Wassermengen meist scheitert.
Bei diesen Regenfällen hat sich auch geklärt warum sie alle in Flipflops fahren. Wenn wir aus den Fenstern unseres Reisebusses gucken, bewundern wir die Leute, die trotz starker Regenschauer gut gelaunt in ihren Rikschas sitzen. Diese sind ganz besonders interessant bei Regen anzusehen. Denn wenn wir mit dem Reisebus an ihnen vorbeifahren, haben wir als Insassen schon ein schlechtes Gewissen sie mit all dem Wasser der Pfützen zu überschwemmen. Doch die Mitfahrer in den Rikschas nehmen einfach ihre Füße hoch und winken uns weiter fröhlich zu.
Wir sind anscheinend eine kleine Attraktion hier in Indien mit unserer hellen Hautfarbe. Eine Mitreisende wird ständig fotografiert und teilweise verfolgt, bis sie nach einem etwas hartnäckigerem Mann die Geduld verliert und ausrastet. Als wir nach unserer Stadtrundführung an einem Markt anhalten, um uns hier umzusehen, laufen auch mir einige hinterher, aber meist mit etwas Abstand. Ein Einheimischer führt uns einmal um den Markt und wir gucken hier und dort einmal in die verschiedensten Läden herein. Während selbst in der schmalsten Gasse noch Motorräder fahren und wir nicht im Leben auf die Idee gekommen wären, dass diese dann auch noch Gegenverkehr bekommen, verkauft daneben jemand in aller Seelen Ruhe seine Schmuckstücke. Wir gehen in einen Gebäudekomplex in dem sich ebenfalls eine Art Drogerie befindet, wo man im 100er Pack Damenbinden kaufen kann. (Das ist so im Gedächtnis geblieben, weil es einfach absurd fehl am Platz war und diese Verpackungen riesig sind.) Draußen auf dem Marktplatz bewundern wir die kleinen Pferde, die die Karren ziehen und überlegen, wo wir als nächstes hingehen. Als wir uns entscheiden eine Art 8 um den Platz zu gehen, habe ich kaum den ersten Schritt gemacht, als ein Motorradfahrer an mir vorbei saust. Wir gucken uns an und machen erneut einen Schritt da kommt der nächste und hupt, falls wir uns überlegen sollten noch einen Schritt zu machen. Wir gucken in die Richtung aus der beide gekommen sind, um uns zu vergewissern, dass wir nun weitergehen können, doch nun kommt auch noch der Gegenverkehr. Als alle Motorradfahrer auf einmal stehen bleiben (und nein, sie hören deswegen nicht auf zu hupen) wundern wir uns, ob sie uns gerade vorbeilassen wollen, aber da sehen wir den ca.450kg schweren Grund. Eine Kuh ist soeben angekommen und hat sich anscheinend entschlossen sich mittig-quer auf die „Fahrbahn“ zu stellen. Wir können uns vor lachen eigentlich kaum noch halten und sind der Kuh sehr dankbar, dass sie den Verkehr für uns aufhält.
In den kleineren Seitengassen sind die Lebensmittelverkäufer. Ich bezweifle ernsthaft, dass irgendein Deutscher hier Lebensmittel einkaufen würde. Wir bewundern die verschiedene Gewürze und deren Düfte und werden gefragt wo wir herkommen, jede weitere Kommunikation wird jedoch aufgrund schlechter Englisch-Kenntnisse vereitelt. Es fängt an zu regnen und als ich Richtung Vordach biegen will, sehe ich sie. Eine Kuh hat sich anscheinend durch eine 1,5m breite Gasse gekämpft und sich dann unter ein 2m2 Vordach gelegt. Was ich noch viel spektakulärer finde, ist die Tatsache, dass der Boden vom Vordach erhöht ist und gut 80cm über dem Boden liegt, es aber keine Stufen gibt. Und so gucke ich meine Begleiterin an und frage vollkommen verwirrt: „Wie kommt die Kuh dahin?“

Aug 18, 2016

Tag 3: "Go slow accident prone area“

Heute startet unsere Rundreise durch Rajasthan. Nach einem erneut köstlichen Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und verlassen mit Sack und Pack das Hotel. Im Bus wünscht uns unser Reiseführer einen guten Morgen und fragt, ob wir den Regen am gestrigen Tag gesehen hätten. Wie aufs Stichwort kommt in diesem Moment eine Becherladung Wasser durch die Exit-Luke im Dach und landet knapp vor seinen Füßen. Für gute Laune ist gesorgt.
Die Busfahrt soll ca. 8std dauern und so lassen wir uns überraschen, was wir alles sehen werden, mit einem Friseur auf dem Gehweg fängt es an. Dann sehe ich ein Verkehrsschild mit der Aufschrift „Go slow accident prone area“, bei dem indischen Verkehr bin ich jedoch der Meinung, dass das so ziemlich überall stehen müsste. Ich stelle mir einen deutschen Radiobericht über die Verkehrslage vor und muss schmunzeln. In Deutschland würde im Radio kommen „stockender Verkehr“ zum Beweis fragt uns der Reiseführer nach 3std wie viele Kilometer wir meinen hinter uns gebracht zu haben. Die richtige Antwort lautet 60km. Da staunen wir nicht schlecht.
Unter einer Metrobrücke stehen lauter Bambusleitern, verschiedene Arten von Fliesen, Backsteinen, etc. und alles wird einmal in einer Anwendung vorgeführt. So werden die Fliesen zum Beispiel von einem Mosaikbrunnen vorgestellt. Mein Kommentar: „Sieht aus wie die indische Version von Hornbach.“ Sie ergänzt: „Der Drive-In Bereich.“ (Gute Laune haben wir auf jeden Fall.)
In der nächsten Stadt sehen wir eine Art Spielplatz, aber bei näherer Betrachtung sieht alles etwas zu groß für Kinder aus. Zwei Frauen nutzen ein Gerät und wir erkennen, dass der „Spielplatz“ eine Art Fitnessstudio auf dem Gehweg darstellt. Die Inder sind schon echt einfallsreich.
Eine Frau aus dem hinteren Teil des Busses steht auf und geht nach vorne an’s Mikrofon. Wir sind verwundert, was kommt jetzt? Sie liest einen merkwürdig traurigen Text vor in dem es darum geht mehr zu lachen. Alle sehen sich irritiert um und dann drehen wir uns wieder nach vorne als sie „Ha Ha Ha“ schreit und merkwürdige Luftsprünge macht. Ich merke wie ich meine Augen weite und bekomme den Verdacht, dass sie irgendwas genommen hat. Meine Begleiterin lehnt sich zu mir und flüstert: „Hat sonst jemand noch ein Problem von dem er uns berichten möchte?“ Ich kann mich nicht mehr halten und sie auch nicht und so brechen wir in Gelächter aus. In diesem Moment hört die Frau mit ihrer Ansage auf.*
Wir benötigen alle eine Toiletten Pause, doch nach dem die ersten drei Damen fertig sind, wird deutlich, dass nicht nur die eine Toilette kaputt ist, sondern dass es hier kein fließendes Wasser gibt. Naja... Wir tauschen alle ein paar Desinfektionstücher aus und gehen wieder in den Bus. Der Bus fährt an, doch unserem Reiseführer fällt rechtzeitig auf, dass eine Frau noch fehlt. Es ist die Frau, die eben versucht hat uns zum Lachen zu animieren. Der Mann vor uns sagt: „Schade, das wäre der perfekte Moment gewesen, um sie loszuwerden.“*
Jetzt sind wir über die Grenze von Rajasthan gefahren und halten am Straßenrand an, um mit Rum aus indischem Zuckerrohr anzustoßen. Auch dieses Erlebnis möchte ich nicht verpassen und lasse mir ein bisschen einschenken. Die Leute um mich herum gucken mich verdutzt an und fragen wie alt ich bin. Ich verrate es Ihnen und löse offensichtlich Staunen aus: „Ich hab dich jünger eingeschätzt.“ Tja, das ist doch ein gutes Zeichen.
Der erste Schluck ist purer Rum, boa schmeckt der nach Desinfektionsmittel. Ich hüstel vor mich hin und bitte um Cola, um den Geschmack loszuwerden. Da meint ein Mitreisender: „Ich habe gerade gefragt, der Rum hat 42,8%.“ Ok, dann kann ich mir jetzt sicher sein auch in mir keine Bakterien mehr zu haben. Auf einmal hält ein weiterer Wagen am Straßenrand und heraus kommen drei Männer und trinken mit uns. Dann holt einer ein Gewehr aus dem Auto und die ersten verziehen sich unbemerkt in den Bus zurück. Doch alles scheint gut, ein Junge macht mit dem Gewehr und den Männern ein paar Selfies (*wäre ja auch zu viel verlangt gewesen Selbstporträt zu sagen*) und steigt dann zufrieden bei uns ein. Unser Reiseführer erklärt uns, dass das Tragen von Waffen in Indien mit einer Lizenz erlaubt ist. Einen kleinen Schock, hat der/die ein/e oder andere dennoch bekommen.
Nach zwei weiteren Stunden in denen ich hauptsächlich döse – es ist einfach anstrengend, das alles aufzunehmen – fahren wir an einem Feld vorbei, auf dem ein paar Leute anscheinend wohnen. Der Mann vor mir sagt: „Jack Wolfskin Motto: Draußen zu Hause.“
Als wir noch ca. 20min vom Hotel entfernt sind legen wir für eine Dame eine Toilettenpause ein, denn es scheint dringend zu sein. Der Busfahrer hält und meint, hinter der einen Hütte könnte sie. Sie verschwindet aus unserem Sichtfeld, als in dem Haus hinter der Hütte (ca.30m Entfernung zwischen Haus und Hütte) Licht angeht und wir können eine Person auf dem Dach des Hauses sehen. „Ähm... Sollten wir ihr vielleicht sagen, dass sie beobachtet wird?“ Doch bevor jemand was machen kann, kommen fünf oder sechs Leute aus dem Haus und gucken interessiert Richtung Hütte. Die Dame kommt erschreckt schnell zurück in den Bus und stimmt in unser Gelächter mit ein. Meine Begleitung lehnt sich zu mir und meint: „Der Busfahrer hat bestimmt Provision dafür bekommen, hier zu halten.“

*Natürlich sind die Situationen übertrieben dargestellt und sollen keine Gefühle verletzen.

Aug 17, 2016

Tag 2: "Don't disturb"

Es fühlt sich noch immer wie der erste Tag an! Nach nur 2std Schlaf in einem sehr schönen Hotel werden wir geweckt. Angeblich war der Wecker so laut, dass sie fast aus dem Bett gefallen ist, aber ich hab überhaupt nichts davon mitbekommen. Nach einem sehr schicken Frühstücksbuffet steigen wir in den klimatisierten Bus und eine weitere Schaukelei beginnt – es macht wahnsinnig viel Spaß, die Menschen durch die Fenster zu beobachten. „Wie ein Wimmelbild“ ich stimme ihr zu. Auf dem Weg zur „Freitagsmoschee“ sehen wir einen Radfahrer, der viel zu viel auf seinem Gepäckträger hat, er selbst ist schon gar nicht mehr zu sehen. Der Mann vor mir bezeichnet ihn als „indischen Amazon Lieferanten“ und sie sagt „so ein Ameisentransport, die können auch mehr als das doppelte von sich selbst tragen“.
Nach unserem Besuch in der „Freitagsmoschee“ – in der Frauen einen extra Mantel anziehen müssen und wir alle die Schuhe ausziehen – sind wir vom Schweiß durchnässt und freuen uns auf die Klimaanlage im Bus. Ich richte den kleinen Luftstrom über meinem Sitz in meine Richtung aus und sage: „Ich lass mir einen blasen.“
Als nächstes geht es zum größten Backstein-Minarett der Welt und auf dem Weg dahin fällt uns auf, wie viele Tiere hier doch herum laufen. Wir sehen Kühe, Hunde, Pferde, Streifenhörnchen und Affen, alle sind mehr oder weniger abgemagert. Am Backstein-Minarett angekommen, wird eine Frau mit blonden Locken von Indern umzingelt und muss jede Menge Fotos machen. „Dafür sollten Sie Eintritt verlangen.“
Wir sind mit unserer Erkundungstour durch Delhi noch nicht fertig und so geht es weiter.
Am „Gate of India“ angekommen, ist es 12:45 und die Sonne steht fast im Zenit. Doch die Hitze kommt nicht nur von oben, der Asphalt auf dem wir stehen gibt ebenfalls Hitze ab und so triefen wir etwas und vermeiden jeglichen Körperkontakt. Um das Tor herum stehen viele Straßenhändler und verkaufen ihre lustigen Attraktionen an die Touristen. Ein Mann hat eine Art Spielzeughund an einer Leine und immer wenn er das Ende der Leine drückt, ertönt ein furchtbares Piepsgeräusch und der „Hund“ steigt mit dem Vorderteil in die Luft. Bei der ersten Vorführung war das noch witzig, aber nach 15 mal piepen ist es doch sehr sehr lästig. Wieder im Bus geht es ihr mit dem Herunterkühlen nicht schnell genug, und sie hilft mit einer halben Flasche Wasser nach, die sie sich über ihr Oberteil schüttet. Ich räuspere mich und sage „Nicht Vortäuschen!“ Wir müssen lachen. Unsere Erkundungstour ist beendet, nach dem wir an den Regierungsgebäuden vorbei gefahren sind und wir bewundern auf der Rückfahrt zum Hotel den indischen Verkehr. Jeder will überholen und hupt ununterbrochen und zwängt sich mit seinem Roller/Motorrad, Rikscha oder sogar Auto zwischen unseren Bus und dem öffentlichen Bus, welcher anscheinend nicht anhält, um Leute einsteigen zu lassen. Dieser fährt nur langsamer und alle, die einsteigen wollen, quetschen sich einfach in den ohnehin überfüllten Bus. Auch zu Fuß sind wir erstaunt, wie nah uns alle Verkehrsteilnehmer kommen und auch wie laut doch so ein kleiner Roller sein kann.
Auf dem Weg zurück zum Hotel bewundern wir die Sitzposition der Inder am Straßenrand, denn es ist ein Art Hocke, bei der die Füße fest auf dem Boden sind und der Kopf sich fast auf Kniehöhe befindet. Diese Position würde bei uns die Blutzirkulation in den Beinen unterbinden. Kurz bevor wir im Hotel ankommen, sehe ich einen kleinen Bus auf dem steht: „Smile in Wheels – Hospital for underprivileged“ – das find ich toll.
Im Hotel angekommen, fängt ein Regenguss an und wir sind froh, trocken angekommen zu sein. Der Springbrunnen im Hof des Hotels läuft über und unser Vorhaben in den Swimmingpool (*also wirklich, Schwimmbad ist vielleicht anders definiert, aber trotzdem könnte man es so nennen*) zu gehen wird vereitelt. Unser Hotelzimmer wurde geputzt und wir wollen einmal unter die Dusche hüpfen, doch bevor wir dazu kommen, klopft es an der Tür. Zimmerservice, einmal Minibar überprüfen. Als ich unter die Dusche möchte, sage ich scherzhaft: „Wenn jemand rein will, lass sie nicht ins Badezimmer.“ Als ich mich abtrockne bemerke ich ein Telefon neben der Toilette, wozu braucht man denn gerade da ein Telefon? Da öffnet sich die Tür und sie berichtet mir das der Zimmerservice schon wieder da war und wohl sehr hartnäckig meinte, das Zimmer sauber machen zu müssen. Jetzt muss ich lachen. Man kann sich vor dem Zimmerservice nur im Bad verstecken und das Telefon ist ein Notfalltelefon. Als wir vom sehr leckeren Abendessen zu unserem Zimmer kommen, fällt mir ein Knopf auf „Don’t disturb“. Jetzt muss sie lachen: „So hält man sich also den Zimmerservice vom Leib.“

Aug 16, 2016

Tag 1: Speedbreaker ahead

Heute geht es los nach Indien! 06:15 aufstehen, anziehen, frühstücken und mit dem Gepäck geht es zum Bahnhof. Am Bahnhof holen wir uns noch ein paar Doughnuts bei Backfactory und gucken nach, in welchem Abschnitt unser Wagon hält. Platz genommen und Gepäck verstaut geht die Reise weiter. Wir fahren zum Flughafen in  Frankfurt am Main. Kaum sind wir aus dem Zug ausgestiegen, sehen wir durch die Glasfassade, dass es draußen in Strömen regnet. Das Dach über uns ist gewölbt und so sieht es sehr beeindruckend aus, wenn die Wassermengen daran herunter laufen. Wir begeben uns auf die Suche nach dem Lufthansa Check-In. (Warum brauchen wir für alles ein englisches Wort?) Nach Fragen und einem gefühlten Kilometer haben wir die Lufthansa Schalter erreicht. Auf der großen Anzeigetafel suchen wir unseren Flug – ohne Erfolg. Wahrscheinlich sind wir nur zu früh da. Ein Besuch auf einer – sehr sauberen – Toilette (Vielen Dank an die Putzmannschaft des Flughafen Frankfurt) und immer noch steht nichts auf der Anzeigetafel. Wir setzen uns in ein überteuertes Café, trinken einen Ice Tea (*genervter Augenaufschlag meinerseits aufgrund des Anglizismus’*) und essen unsere mitgebrachten Doughnuts. Nach 45min geh ich noch einmal gucken, ob unser Flug jetzt an der großen Anzeigetafel steht, denn die kleine Anzeige hat ihn nun dauerhaft auf dem Bildschirm. Immer noch nichts... Weitere 20min gehen vorüber und dann wird er angezeigt. Wir gehen zu den Schaltern, die auf der Anzeigetafel ausgewiesen sind. „Haben sie bereits eine Boardcard?“ Wir schütteln den Kopf. (Sollten wir die nicht beim Einchecken bekommen?) Die Dame weist auf eine Gruppe von Automaten an denen bereits ein Pärchen steht und wir folgen ihrer Geste. „Geben sie Ihre Ticketnummer ein“ Tja, das meint der Bildschirm so leicht. Aber auf unseren Tickets gibt es nur eine Nummer und die will er nicht akzeptieren. Wir gucken uns nach dem Pärchen um, wie machen die das? Das Pärchen hat offensichtlich ebenfalls keinen Erfolg und hat den zuständigen Mitarbeiter gefragt. Er reicht ihnen eine Karte und schickt sie damit zu einem Check-In-Schalter. Wir bitten ihn ebenfalls um Rat und er sieht sich unser Ticket an. Nach kurzem Betrachten, weist er auf die Nummer, die wir soeben eingetippt haben. Dann ist auch er ratlos und reicht uns ebenfalls eine „Servicekarte“ und verweist auf den Schalter. Nach dem Check-In gucken wir auf die uns ausgestellten Boardcards. Um 13 Uhr sollen wir uns am Gate (*Ok, Flughafen müssen für alle verständlich sein. Trotzdem.*) C16 sein. Wir begeben uns auf die Suche, denn unser Plan ist es das Gate zu finden,uns dann beim Duty-Free in Ruhe umzugucken und noch genügend zu trinken bevor der 8std Flug losgeht. Bis wir das Gate gefunden haben, hat es fast eine Stunde gedauert und der Weg kam uns vor wie 5km.
Am Gate angekommen, wurden wir direkt aufgerufen. (Was ist jetzt los? Schon zu spät?) Aber nein, wir hatten auf den Tickets noch keine Plätze zugewiesen bekommen und die werden jetzt auf die Boardcard gedruckt. Im Flugzeug angekommen stehen wir in einer Schlange, die darauf wartet ihre Sitze zu besetzen. Als wir an den Toiletten vorbeikommen, versucht gerade ein Junge die Tür aufzubekommen. Auf der Tür steht „Push“ und auch die Stewardess sagt „Push“, aber so ein kleiner Junge versteht das noch nicht und prompt hat er ein Teil der Türverkleidung in der Hand und die Zuschauer müssen lachen. Dann zeigt ihm sein Vater wie die Tür aufgeht.
Auf dem Platz angekommen und alle Sachen verstaut, was insgesamt länger dauerte als gedacht, habe auch ich das Bedürfnis die Toilette aufzusuchen. Ich springe in einer Pause des Verkehrs in den Gang und hechte zur Seite bevor der nächste Schwarm von Passagieren, den Gang versperrt. Die Tür geht wirklich etwas ungewohnt auf, aber es funktioniert. Sitzend habe ich das Gefühl bereits von einem Tier attackiert zu werden und erschrecke mich. Was ist das an meinem Ohr? Glücklicherweise, ist es nur ein harter Luftstrom, der meine Haare in mein Ohr gepustet hat. Auf dem Weg zurück zu meinem Platz sehe ich die ersten Leute schlafen und andere strecken ihren Arm bis zur Lehne ihres Vordermanns und bewegen nur ihren Daumen – hauptsächlich die jüngere Generation. Auf meinem Platz angekommen, bemerke ich, dass in die Lehne meines Vordermanns ein Bildschirm eingelassen ist und verstehe, den ausgestreckten Arm.
Nach einer Durchsage des Kapitäns auf Deutsch und Englisch folgt die Durchsage auch auf Hindi, die Zeichen sich anzuschnallen leuchten und wir sind startklar. Nach ein paar Minuten kommt die Durchsagen, dass aufgrund von einem Gewitter die Systeme abgestürzt sind und kein Flugzeug starten darf. „Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Aus Erfahrung kann ich ihnen sagen, dass das so ca. 1std dauert.“ Für die Wartezeit bekommen wir Getränke. Meine Sitznachbarin bestellt Rotwein, nach 5min ist dieser jedoch nicht im Magen gelandet, sondern auf ihr, ihrem Sitz und meinem rechten Oberschenkel. (Schade aber auch.) Dann nach einer guten Stunde geht es wirklich los.
Wir beschließen gleichzeitig denselben Film zugucken und versuchten das Auf-Play-Drücken gleichzeitig zu machen – klappt auch fast. Wir gucken „Der geilste Tag“ und können unsere Lachanfälle kaum zügeln. Das Mittagessen wir serviert. Leider haben die Leute in den letzten Reihen keine Auswahl und müssen mit dem vegetarischen Gericht vorlieb nehmen. Hm... lecker... Ja, was ist das eigentlich? Der Reis lässt sich noch identifizieren und das Runde sieht aus wie ein Brötchen und schmeckt auch irgendwie so. Aber wenn man denkt es handelt sich um Orangen in einem Joghurt liegt man doch sehr falsch. (Kann man an dieser Stelle nicht empfehlen.) Ein paar Fotos schießen wir vom Sonnenuntergang und meiner Schlafposition. Nach einem Nickerchen wollen wir einen weiteren Fim gucken. „Zoomania“: Auch dieser Film erweist sich als klarer Glücksgriff. Nach ungefähr der Hälfte kommt das Abendessen vorbei. Diesmal fangen sie hinten an und wir haben die Auswahl zwischen Hähnchen und einer vegetarischen Version. Es ist ein Wrap und zum Glück kann ich nicht hinein sehen, denn nach dem ersten Bissen kann ich es und hätte ich den Inhalt vor dem Schmecken gesehen, hätte ich es nicht gewagt hinein zu beißen. Er schmeckt gut und sättigt alle Male. Wir gucken den Film weiter und mit der Landung geht auch unser Film zu Ende.
Noch bevor die „Anschnall’ Anzeigen“ erloschen sind, stehen alle auf und holen ihre Sachen. (Wieso haben die es so eilig? Klar, wir haben eine Verspätung von einer knappen Stunde, aber hier in Delhi ist es 01:50 was will man da so schnell machen?) Etwas eingerostet stehen wir auf, es fühlt sich zwar psychisch nicht wie 9 Stunden sitzen an, aber physisch sagt der Körper doch Oo.
Erste Feststellung: der Flughafen in Dehli hat einen Teppichboden. Es riecht nach Essen während wir einfach der Menschenmasse folgen. Wir sind recht dankbar für den kleinen Spaziergang, immerhin tut es doch schon gut die Beine wieder etwas zu bewegen. An den Schaltern angekommen stehen wir in der Schlange. Als nur noch eine Familie vor uns steht bin ich irritiert, als der Vater seine Tochter auf Augenhöhe des Grenzbeamten hochhält. (Ähm... Was wird das?) Ich gucke meine Begleiterin fragend an und sie sieht so irritiert aus, wie ich mich fühle. „Ist der zu faul sich über den Tresen zu beugen?“ Ich grinse. Aber als wir selbst dastehen, wird klar, dass man in eine Kamera gucken soll. Vermutlich ist das zum Vergleichen mit dem Passbild.
Wir können durch und suchen auf der Anzeigetafel auf welchem Gepäckband unsere Koffer nun ankommen. Am Gepäckband angekommen drängeln sich alle nach vorne, ihre Familienmitglieder links und rechts neben sich und dahinter ihre Gepäckkarren, damit der Weg nicht zu lang ist. Problem: Wie sollen wir so an unsere Koffer kommen? Wir stellen uns 10m auseinander, ich halte Ausschau nach den Koffern und sie kann sie dann abfangen. Es ist wirklich verdammt schwer etwas durch das Gewusel zu erkennen. Auch bekomme ich das Gefühl, dass die Koffer nur einmal vorbeikommen. Warum sonst sollten sich die Leute hier sonst so dicht gedrängt und erregt an das Band stellen? Die Familie die vor mir steht, besteht anscheinend aus 7 Personen. (Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber ich könnte schwören, dass es mehr als 10 Koffer waren, mit denen sie dann gegangen sind.) Vor mir ist jetzt ein Platz frei. Komisch 7 gehen einer ist frei, indische Mathematik. Da kommen unsere Koffer: Nummer 1 und Nummer 2. Geschafft! Ich hab sie und da kommt sie auch schon und stellt sie auf den Gepäckkarren. Als wir losgehen wollen, kreuzt ein Mann mit Turban unseren Weg. Wir bleiben verdutzt stehen und verstehen uns wortlos: Hab ich das gerade richtig gesehen? Der Mann hat verdächtig seinen Hosenstall geschlossen und fummelt noch immer an seinem Gürtel. (Hat er gerade wirklich an die Wand vom Flughafen gepinkelt?) OK.
Wir tauschen Geld um und bewegen uns Richtung Ausgang. Dort steht unsere Reisegruppe. Draußen steht die Luft! Die Hunde liegen mitten auf der Straße. Unser Gepäck im Kofferraum des Busses verstaut, steigen wir ein. Noch nie haben ich einen Bus mithilfe eines wackeligen Hockers betreten.
Der Bus ist klimatisiert und wir bekommen Wasser. Dann geht es auf zum Hotel. Die Fahrt ist schaukelig und durch das Fenster kann man Delhis Nachtleben schon etwas kennenlernen. Die Menschen stehen sehr dicht am Straßenrand und auf verschiedenen Verkehrsinseln schlafen sie auch. Am Hotel angekommen sieht sie ein Schild, was die schaukelige Fährt erklärt: Speedbraker ahead.