Aug 26, 2016

Tag 8: Kilometerbegrenzung von Schuhen

Auf der heutigen Busfahrt sehe ich Wasserbüffel baden. Ich habe mich bisher an Affen, Kühe und Hunde gewöhnt, aber noch nicht an die Wasserbüffel. Diese sind mir doch für meinen Geschmack zu groß und mächtig, als dass ich ruhigen Gewissens daran vorbei gehen kann.
Dann halten wir an einem Gewerbehaus, unser Reiseführer meint, dass es einzigartig ist. Sieht von außen nicht gerade viel versprechend aus – außer man ist auf der Suche nach Staub. Drinnen fällt mir allerdings die Kinnlade runter. Eine riesige Sammlung erstreckt sich vor meinen Augen. Tierskulpturen die mir bis zur Brust reichen, Schachbretter 1,20m x1,20m und noch viel mehr Skulpturen und sogar ein kleiner Torbogen. Wir werden bis nach ganz hinten durchgewinkt. Ich hab das Gefühl in einer Museumssammlung zu stehen. Auf einmal verschwinden die ersten Köpfe meiner Reisegruppe hinter einem Regal. Eine Treppe erstreckt sich dahinter und führt in die Teppichsammlung hinunter. So viele Teppiche und Stoffe habe ich noch nie auf einem Fleck gesehen. Wir gehen weiter, denn im Untergeschoss ist genauso viel Platz wie im Obergeschoss und die Höhe wird deutlich effektiver ausgenutzt als oben, weswegen es hier auch deutlich beeindruckender wirkt, denn die Teppiche, Stoffbahnen und Tücher sind bis an die Decke gestapelt. Ich frage mich, wie sie hier eine Inventur machen...
Wir werden in ein kleines Vorstellungszimmer geführt, wo eine Bank ringsum geht. Der Geschäftsführer kommt herein und erzählt – auf Deutsch – von seinem Laden. 9.000 Familien arbeiten für den Geschäftsmann, der in die ganze Welt exportiert. Seine Exponate landen in Luxusgeschäften in Frankreich und Italien, wo wir sie für mehrere tausend Euro kaufen können. Doch heute hier und jetzt kriegen wir die Stücke für ein paar Hundert Euro. Er lässt sich eine Decke von seinem Kollegen reichen, und sie schütteln sie zusammen auf. Er zeigt uns, dass die Decke so schön schimmert und von vorne und von hintern ein perfekt sitzendes Muster hat. Damit wir ihm auch glauben, dass seine Stücke in Frankreich von einem Luxuslabel verkauft werden, reicht er mir eine Zeitschrift mit einem Foto von seinem Bruder mit derselben Decke, die auch gerade vor uns liegt. Darunter steht ein kleiner Text zu dem Laden, da der Text auf Deutsch ist, soll ich ihn vorlesen. Danach verbeugt er sich vor mir und sagt, ich spreche gut Deutsch. Wir lachen alle, gerade nach einer Woche ist unsere Reisegruppe schon gut zusammengewachsen. So geht das anderthalb Stunden. Wir bekommen immer eine neue Decke gezeigt und die wird auf dem Boden abgelegt so, dass wir die vorherige Decke noch gut sehen können. Zwischendurch gab es eine Besonderheit. Eine Decke aus Jack-Wolle ist wasserundurchlässig, um uns das zu beweisen, schüttet er eine halbe Wasserflasche darauf aus und mit seinem Kollegen bewegt er die Decke so, dass die Pfütze balanciert wird. Das ist schon echt spannend.
Meine Begleiterin und ich haben uns in zwei Schals/Decken (2mx2m) verliebt jeder von uns bekommt einen und von den Tüchern nehmen wir auch noch ein paar mit. Danach sagen einige, wir hätten zugeschlagen, aber unsere knapp 4kg, sind doch gar nichts. Andere haben aus unserer Gruppe 13kg eingekauft.
Wieder im Bus sind wir fast alle um Geld erleichtert und um Kilogramm erschwert. Als wir nach einer halben Stunde im Hotel ankommen, haben wir die beste Begrüßung, die wir bisher hatten: Ein Trommler spielt, eine Frau steht in dem Raum über dem Torbogen und bestreut uns mit Blütenblättern und eine andere Frau macht uns einen typisch indischen Punkt auf die Stirn. Also wirklich die beste Begrüßung bisher. Durch den Torbogen hindurch: WOW. Staunen. Ein kleines Schloss zur linken und ein niedliches Hotel geradeaus und rechts. Ein Willkommens-Selfie ist mir jetzt aber wichtig.

Unser Zimmer ist in einer Art Türmchen, wahnsinnig schön mit Balkon. Im Badezimmer befinden sich zwei Duschen, eine hat ein verschobenes Dach, sodass man den Himmel noch sehen kann, aber es könnte nicht hineinregnen. Wir sind nicht gerade unbeeindruckt. Ich gehe los auf die Suche vom Schwimmbad. Eine kleine Abkühlung tut gut. Kaum geschwommen, kommt ein Hotelangestellter und bietet mir Getränke an – was für ein Service.
Beim Abendessen sprechen wir über den gestrigen und heutigen Tag. Einige haben sich im „Schlosshof“ Schuhe gekauft, weil die Schuhe nach der gestrigen Leistung auseinander gegangen sind. Irgendwie kommt einer auf den Spruch: „Schuhe mit Kilometerbegrenzung“ und dass die Schuhreperateure nur darauf warten, dass die Grenze erreicht wird.
Nach dem Abendessen steigen wir noch auf das Schlossdach und beobachten die Fledermäuse.

No comments:

Post a Comment