Aug 16, 2016

Tag 1: Speedbreaker ahead

Heute geht es los nach Indien! 06:15 aufstehen, anziehen, frühstücken und mit dem Gepäck geht es zum Bahnhof. Am Bahnhof holen wir uns noch ein paar Doughnuts bei Backfactory und gucken nach, in welchem Abschnitt unser Wagon hält. Platz genommen und Gepäck verstaut geht die Reise weiter. Wir fahren zum Flughafen in  Frankfurt am Main. Kaum sind wir aus dem Zug ausgestiegen, sehen wir durch die Glasfassade, dass es draußen in Strömen regnet. Das Dach über uns ist gewölbt und so sieht es sehr beeindruckend aus, wenn die Wassermengen daran herunter laufen. Wir begeben uns auf die Suche nach dem Lufthansa Check-In. (Warum brauchen wir für alles ein englisches Wort?) Nach Fragen und einem gefühlten Kilometer haben wir die Lufthansa Schalter erreicht. Auf der großen Anzeigetafel suchen wir unseren Flug – ohne Erfolg. Wahrscheinlich sind wir nur zu früh da. Ein Besuch auf einer – sehr sauberen – Toilette (Vielen Dank an die Putzmannschaft des Flughafen Frankfurt) und immer noch steht nichts auf der Anzeigetafel. Wir setzen uns in ein überteuertes Café, trinken einen Ice Tea (*genervter Augenaufschlag meinerseits aufgrund des Anglizismus’*) und essen unsere mitgebrachten Doughnuts. Nach 45min geh ich noch einmal gucken, ob unser Flug jetzt an der großen Anzeigetafel steht, denn die kleine Anzeige hat ihn nun dauerhaft auf dem Bildschirm. Immer noch nichts... Weitere 20min gehen vorüber und dann wird er angezeigt. Wir gehen zu den Schaltern, die auf der Anzeigetafel ausgewiesen sind. „Haben sie bereits eine Boardcard?“ Wir schütteln den Kopf. (Sollten wir die nicht beim Einchecken bekommen?) Die Dame weist auf eine Gruppe von Automaten an denen bereits ein Pärchen steht und wir folgen ihrer Geste. „Geben sie Ihre Ticketnummer ein“ Tja, das meint der Bildschirm so leicht. Aber auf unseren Tickets gibt es nur eine Nummer und die will er nicht akzeptieren. Wir gucken uns nach dem Pärchen um, wie machen die das? Das Pärchen hat offensichtlich ebenfalls keinen Erfolg und hat den zuständigen Mitarbeiter gefragt. Er reicht ihnen eine Karte und schickt sie damit zu einem Check-In-Schalter. Wir bitten ihn ebenfalls um Rat und er sieht sich unser Ticket an. Nach kurzem Betrachten, weist er auf die Nummer, die wir soeben eingetippt haben. Dann ist auch er ratlos und reicht uns ebenfalls eine „Servicekarte“ und verweist auf den Schalter. Nach dem Check-In gucken wir auf die uns ausgestellten Boardcards. Um 13 Uhr sollen wir uns am Gate (*Ok, Flughafen müssen für alle verständlich sein. Trotzdem.*) C16 sein. Wir begeben uns auf die Suche, denn unser Plan ist es das Gate zu finden,uns dann beim Duty-Free in Ruhe umzugucken und noch genügend zu trinken bevor der 8std Flug losgeht. Bis wir das Gate gefunden haben, hat es fast eine Stunde gedauert und der Weg kam uns vor wie 5km.
Am Gate angekommen, wurden wir direkt aufgerufen. (Was ist jetzt los? Schon zu spät?) Aber nein, wir hatten auf den Tickets noch keine Plätze zugewiesen bekommen und die werden jetzt auf die Boardcard gedruckt. Im Flugzeug angekommen stehen wir in einer Schlange, die darauf wartet ihre Sitze zu besetzen. Als wir an den Toiletten vorbeikommen, versucht gerade ein Junge die Tür aufzubekommen. Auf der Tür steht „Push“ und auch die Stewardess sagt „Push“, aber so ein kleiner Junge versteht das noch nicht und prompt hat er ein Teil der Türverkleidung in der Hand und die Zuschauer müssen lachen. Dann zeigt ihm sein Vater wie die Tür aufgeht.
Auf dem Platz angekommen und alle Sachen verstaut, was insgesamt länger dauerte als gedacht, habe auch ich das Bedürfnis die Toilette aufzusuchen. Ich springe in einer Pause des Verkehrs in den Gang und hechte zur Seite bevor der nächste Schwarm von Passagieren, den Gang versperrt. Die Tür geht wirklich etwas ungewohnt auf, aber es funktioniert. Sitzend habe ich das Gefühl bereits von einem Tier attackiert zu werden und erschrecke mich. Was ist das an meinem Ohr? Glücklicherweise, ist es nur ein harter Luftstrom, der meine Haare in mein Ohr gepustet hat. Auf dem Weg zurück zu meinem Platz sehe ich die ersten Leute schlafen und andere strecken ihren Arm bis zur Lehne ihres Vordermanns und bewegen nur ihren Daumen – hauptsächlich die jüngere Generation. Auf meinem Platz angekommen, bemerke ich, dass in die Lehne meines Vordermanns ein Bildschirm eingelassen ist und verstehe, den ausgestreckten Arm.
Nach einer Durchsage des Kapitäns auf Deutsch und Englisch folgt die Durchsage auch auf Hindi, die Zeichen sich anzuschnallen leuchten und wir sind startklar. Nach ein paar Minuten kommt die Durchsagen, dass aufgrund von einem Gewitter die Systeme abgestürzt sind und kein Flugzeug starten darf. „Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Aus Erfahrung kann ich ihnen sagen, dass das so ca. 1std dauert.“ Für die Wartezeit bekommen wir Getränke. Meine Sitznachbarin bestellt Rotwein, nach 5min ist dieser jedoch nicht im Magen gelandet, sondern auf ihr, ihrem Sitz und meinem rechten Oberschenkel. (Schade aber auch.) Dann nach einer guten Stunde geht es wirklich los.
Wir beschließen gleichzeitig denselben Film zugucken und versuchten das Auf-Play-Drücken gleichzeitig zu machen – klappt auch fast. Wir gucken „Der geilste Tag“ und können unsere Lachanfälle kaum zügeln. Das Mittagessen wir serviert. Leider haben die Leute in den letzten Reihen keine Auswahl und müssen mit dem vegetarischen Gericht vorlieb nehmen. Hm... lecker... Ja, was ist das eigentlich? Der Reis lässt sich noch identifizieren und das Runde sieht aus wie ein Brötchen und schmeckt auch irgendwie so. Aber wenn man denkt es handelt sich um Orangen in einem Joghurt liegt man doch sehr falsch. (Kann man an dieser Stelle nicht empfehlen.) Ein paar Fotos schießen wir vom Sonnenuntergang und meiner Schlafposition. Nach einem Nickerchen wollen wir einen weiteren Fim gucken. „Zoomania“: Auch dieser Film erweist sich als klarer Glücksgriff. Nach ungefähr der Hälfte kommt das Abendessen vorbei. Diesmal fangen sie hinten an und wir haben die Auswahl zwischen Hähnchen und einer vegetarischen Version. Es ist ein Wrap und zum Glück kann ich nicht hinein sehen, denn nach dem ersten Bissen kann ich es und hätte ich den Inhalt vor dem Schmecken gesehen, hätte ich es nicht gewagt hinein zu beißen. Er schmeckt gut und sättigt alle Male. Wir gucken den Film weiter und mit der Landung geht auch unser Film zu Ende.
Noch bevor die „Anschnall’ Anzeigen“ erloschen sind, stehen alle auf und holen ihre Sachen. (Wieso haben die es so eilig? Klar, wir haben eine Verspätung von einer knappen Stunde, aber hier in Delhi ist es 01:50 was will man da so schnell machen?) Etwas eingerostet stehen wir auf, es fühlt sich zwar psychisch nicht wie 9 Stunden sitzen an, aber physisch sagt der Körper doch Oo.
Erste Feststellung: der Flughafen in Dehli hat einen Teppichboden. Es riecht nach Essen während wir einfach der Menschenmasse folgen. Wir sind recht dankbar für den kleinen Spaziergang, immerhin tut es doch schon gut die Beine wieder etwas zu bewegen. An den Schaltern angekommen stehen wir in der Schlange. Als nur noch eine Familie vor uns steht bin ich irritiert, als der Vater seine Tochter auf Augenhöhe des Grenzbeamten hochhält. (Ähm... Was wird das?) Ich gucke meine Begleiterin fragend an und sie sieht so irritiert aus, wie ich mich fühle. „Ist der zu faul sich über den Tresen zu beugen?“ Ich grinse. Aber als wir selbst dastehen, wird klar, dass man in eine Kamera gucken soll. Vermutlich ist das zum Vergleichen mit dem Passbild.
Wir können durch und suchen auf der Anzeigetafel auf welchem Gepäckband unsere Koffer nun ankommen. Am Gepäckband angekommen drängeln sich alle nach vorne, ihre Familienmitglieder links und rechts neben sich und dahinter ihre Gepäckkarren, damit der Weg nicht zu lang ist. Problem: Wie sollen wir so an unsere Koffer kommen? Wir stellen uns 10m auseinander, ich halte Ausschau nach den Koffern und sie kann sie dann abfangen. Es ist wirklich verdammt schwer etwas durch das Gewusel zu erkennen. Auch bekomme ich das Gefühl, dass die Koffer nur einmal vorbeikommen. Warum sonst sollten sich die Leute hier sonst so dicht gedrängt und erregt an das Band stellen? Die Familie die vor mir steht, besteht anscheinend aus 7 Personen. (Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber ich könnte schwören, dass es mehr als 10 Koffer waren, mit denen sie dann gegangen sind.) Vor mir ist jetzt ein Platz frei. Komisch 7 gehen einer ist frei, indische Mathematik. Da kommen unsere Koffer: Nummer 1 und Nummer 2. Geschafft! Ich hab sie und da kommt sie auch schon und stellt sie auf den Gepäckkarren. Als wir losgehen wollen, kreuzt ein Mann mit Turban unseren Weg. Wir bleiben verdutzt stehen und verstehen uns wortlos: Hab ich das gerade richtig gesehen? Der Mann hat verdächtig seinen Hosenstall geschlossen und fummelt noch immer an seinem Gürtel. (Hat er gerade wirklich an die Wand vom Flughafen gepinkelt?) OK.
Wir tauschen Geld um und bewegen uns Richtung Ausgang. Dort steht unsere Reisegruppe. Draußen steht die Luft! Die Hunde liegen mitten auf der Straße. Unser Gepäck im Kofferraum des Busses verstaut, steigen wir ein. Noch nie haben ich einen Bus mithilfe eines wackeligen Hockers betreten.
Der Bus ist klimatisiert und wir bekommen Wasser. Dann geht es auf zum Hotel. Die Fahrt ist schaukelig und durch das Fenster kann man Delhis Nachtleben schon etwas kennenlernen. Die Menschen stehen sehr dicht am Straßenrand und auf verschiedenen Verkehrsinseln schlafen sie auch. Am Hotel angekommen sieht sie ein Schild, was die schaukelige Fährt erklärt: Speedbraker ahead.

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