Aug 29, 2016

Tag 2: Tanzanian Style!

Nach dem Aufstehen (08:00), Frühstücken und Fertigmachen sorgen wir dafür, dass unser Moskitonetz das gesamte Bett umspannt, damit wir die Fenster auflassen können, unser Bett aber insektenfrei bleibt. Wir gehen mit unseren Rucksäcken los zur Bushaltestelle. Die öffentlichen Busse heißen hier DalaDala. Wir folgen dem Ehemaligen, in einen Bus und als dieser nicht losfährt, wundern wir uns. Wieso geht’s es nicht los? Weil wir nicht bezahlt haben? Nein, ich sehe keinen mit einem Ticket oder einen Ticketstempler oder sonst irgendetwas in der Art. Uns wird erklärt, dass ein DalaDala erst dann losfährt wenn er voll ist. Da wir zwölf Freiwillige sind machen wir das Busslein, aber recht schnell voll und müssen daher nicht allzu lange warten.
Ein DalaDala ist eine Art Omnibus meist weiß mit einem farbigen Streifen drumherum, auf dem die Start- und Endhaltestelle draufsteht. Es gibt circa 20 Sitzplätze und fünf Stehplätze. Zu stehen ist jedoch nicht empfehlenswert, da es hier viele Bodenwellen/„Speedbreaker“ gibt und die Decke schon im Sitzen relativ nah ist. Als ein Mann in den Bus kommt und stehen bleiben muss, habe ich Angst. Dicht neben seinem Kopf ist eine Glühbirne, die keinen Schirm um sich hat, und bei jeder Bodenwelle kommt er der Birne etwas näher. Beim sogenannten „Conducter“ bezahlt man, ohne dass man ein Ticket bekommt. Er/sie begleitet die Fahrt und nennt die Haltestellen. Wenn er eine Haltestelle nennt, sich aber keiner meldet, um zusagen, dass er/sie dort aussteigen möchte, wird nicht angehalten. Mir helfen jedoch die Haltestellen überhaupt nicht! Es ist Swahili und unser „Conducter“ spricht sehr leise. An einer Sammelhaltestelle steigen auch wir aus. Für mich sieht es aus wie ein Markt, man kann Popcorn und Früchte kaufen. Auf dem Gehweg sehe ich eine Frau, wie sie eine Pediküre bekommt. Ich muss grinsen. Mit dem nächsten DalaDala geht es zur Universität, in der wir unseren Sprachkurs haben werde. Wir stellen fest, dass wir 1,5std zu spät sind aufgrund eines Organisationsfehlers und entschuldigen uns bei der Lehrerin. (Man, mir wäre das super peinlich in Deutschland, aber hier ist das anscheinend akzeptabel.)
In unserer ersten Stunde lernen wir die Begrüßungen und wie wir uns vorstellen. Nach vier Stunden Sprachkurs bin ich gut bedient für den Tag und brauch nichts mehr außer Schlaf, dabei ist es gerade mal 14 Uhr. Wir singen zum Abschied ein Lied, dass mich nicht mehr loslässt. Was für ein toller Ohrwurm. Wir gehen in die Mensa der Universität und essen dort was. Auch hier essen wir mit den Fingern. Als der Ehemalige von seinen Besorgungen zurückkommt, überreicht er uns unsere neuen Sim-Karten. Beim Versuch meine deutsche Sim-Karte aus meinem iPhone zu entfernen, breche ich den Zahnstocher ab. Naja... Sim-Karten sind doch überbewertet. Ich fummle in Kleinstarbeit die Zahnstocherspitze wieder heraus und warte bis ich eine Büroklammer finden kann.
Wir fahren in Richtung Hafen, weil er uns einen schönen Strand zeigen möchte. Um zum Strand zu kommen, müssen wir ein kleines Stückchen mit einer Fähre fahren und als wir dafür gerade ein Ticket gekauft haben und durch die Schleuse gegangen sind, bricht eine Art Panikattacke aus. Plötzlich laufen alle um uns herum los und weil wir es nicht besser wissen, laufen wir ebenfalls auf das bereits volle Deck. Auf dem Deck gehen Verkäufer herum und verkaufen Erdnüsse. Ich bin leicht verwundert. Weil wir auf dem Deck immer mehr werden zu scheinen, bringen wir alle unsere Rucksäcke in Sichtweite und tragen die Rucksäcke vorm Bauch. (Ich muss zugeben, wir sehen ziemlich bescheuert aus.) Als wir ankommen, fallen mir die Tentakeln auf. Wegen der Fischerei am Hafen verkaufen sie hier frischen Fisch und Tentakeln. Ein ekliger Anblick meiner Meinung nach. Wir folgen ihm und er organisiert drei Bajajis. Bajaji ist das tansanische Äquivalent zu einem indischen TucTuc für maximal 4 Personen. Vorne sitzt der Fahrer und hinter ihm haben drei Leute – wenn sie eng zusammen rutschen – Platz. Wir sind vier Leute, einer von uns quetscht sich noch neben den Fahrer und als ich meine Bedenken äußere, wird mir geantwortet: Tanzanian Style! Wir müssen lachen.
Als wir am Strand angekommen und alle umgezogen sind, gehen wir ins Wasser. Sofort werden die Ersten von uns von Einheimischen angesprochen. Unsere Swahili Kenntnisse werden auf die Probe gestellt. Wir bestehen und fühlen uns schon etwas stolz. Als wir zurück wollen, ruft er die Bajaji-Fahrer von unserer Hinfahrt an. (Tip: Einmal genutzt, Nummer geben lassen.) Es wird schnell dunkel, und nach einem Gruppenfoto am Strand fragen wir uns, wo die Fahrer bleiben. Nach 45min sind sie da. Tanzanian Style! Wir fahren zum Hafen und wollen ein tansanisches Abendessen zu uns nehmen. Er führt uns in einen kleinen Laden und bestellt für uns alle Pommes mit Eiern. Ich bin etwas verwirrt über die Kombination, aber ich lass mich überraschen. Und es schmeckt tatsächlich sau-lecker. Als wir fast fertig sind, springt eine Katze auf den Nachbartisch und leckt den leer-gegessenen Teller ab. Während wir auf die restlichen Pommes warten (wir sind zwölf Leute und der Laden sieht nicht so aus als ob er daran gewöhnt ist) machen meine Nachbarin und ich die Hausaufgaben.
Zurück im Hostel müssen wir leider feststellen, dass die Putzfrau unser Moskitonetz über dem Bett zusammen geknotet hat, wodurch unser Bett nicht mehr länger unter dem Schutz vom Netz ist. Nach dem wir das Bett wieder insektensicher gemacht haben, sprühe ich meine Extremitäten noch mit Autan ein. Dann wiederholen meine Zimmergenossin und ich nochmal alles, was wir heute gelernt haben und singen zum Abschluss nochmal das Lied, von dem wir beide einen Ohrwurm haben. Tanzanian Style!

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