Aug 17, 2016

Tag 2: "Don't disturb"

Es fühlt sich noch immer wie der erste Tag an! Nach nur 2std Schlaf in einem sehr schönen Hotel werden wir geweckt. Angeblich war der Wecker so laut, dass sie fast aus dem Bett gefallen ist, aber ich hab überhaupt nichts davon mitbekommen. Nach einem sehr schicken Frühstücksbuffet steigen wir in den klimatisierten Bus und eine weitere Schaukelei beginnt – es macht wahnsinnig viel Spaß, die Menschen durch die Fenster zu beobachten. „Wie ein Wimmelbild“ ich stimme ihr zu. Auf dem Weg zur „Freitagsmoschee“ sehen wir einen Radfahrer, der viel zu viel auf seinem Gepäckträger hat, er selbst ist schon gar nicht mehr zu sehen. Der Mann vor mir bezeichnet ihn als „indischen Amazon Lieferanten“ und sie sagt „so ein Ameisentransport, die können auch mehr als das doppelte von sich selbst tragen“.
Nach unserem Besuch in der „Freitagsmoschee“ – in der Frauen einen extra Mantel anziehen müssen und wir alle die Schuhe ausziehen – sind wir vom Schweiß durchnässt und freuen uns auf die Klimaanlage im Bus. Ich richte den kleinen Luftstrom über meinem Sitz in meine Richtung aus und sage: „Ich lass mir einen blasen.“
Als nächstes geht es zum größten Backstein-Minarett der Welt und auf dem Weg dahin fällt uns auf, wie viele Tiere hier doch herum laufen. Wir sehen Kühe, Hunde, Pferde, Streifenhörnchen und Affen, alle sind mehr oder weniger abgemagert. Am Backstein-Minarett angekommen, wird eine Frau mit blonden Locken von Indern umzingelt und muss jede Menge Fotos machen. „Dafür sollten Sie Eintritt verlangen.“
Wir sind mit unserer Erkundungstour durch Delhi noch nicht fertig und so geht es weiter.
Am „Gate of India“ angekommen, ist es 12:45 und die Sonne steht fast im Zenit. Doch die Hitze kommt nicht nur von oben, der Asphalt auf dem wir stehen gibt ebenfalls Hitze ab und so triefen wir etwas und vermeiden jeglichen Körperkontakt. Um das Tor herum stehen viele Straßenhändler und verkaufen ihre lustigen Attraktionen an die Touristen. Ein Mann hat eine Art Spielzeughund an einer Leine und immer wenn er das Ende der Leine drückt, ertönt ein furchtbares Piepsgeräusch und der „Hund“ steigt mit dem Vorderteil in die Luft. Bei der ersten Vorführung war das noch witzig, aber nach 15 mal piepen ist es doch sehr sehr lästig. Wieder im Bus geht es ihr mit dem Herunterkühlen nicht schnell genug, und sie hilft mit einer halben Flasche Wasser nach, die sie sich über ihr Oberteil schüttet. Ich räuspere mich und sage „Nicht Vortäuschen!“ Wir müssen lachen. Unsere Erkundungstour ist beendet, nach dem wir an den Regierungsgebäuden vorbei gefahren sind und wir bewundern auf der Rückfahrt zum Hotel den indischen Verkehr. Jeder will überholen und hupt ununterbrochen und zwängt sich mit seinem Roller/Motorrad, Rikscha oder sogar Auto zwischen unseren Bus und dem öffentlichen Bus, welcher anscheinend nicht anhält, um Leute einsteigen zu lassen. Dieser fährt nur langsamer und alle, die einsteigen wollen, quetschen sich einfach in den ohnehin überfüllten Bus. Auch zu Fuß sind wir erstaunt, wie nah uns alle Verkehrsteilnehmer kommen und auch wie laut doch so ein kleiner Roller sein kann.
Auf dem Weg zurück zum Hotel bewundern wir die Sitzposition der Inder am Straßenrand, denn es ist ein Art Hocke, bei der die Füße fest auf dem Boden sind und der Kopf sich fast auf Kniehöhe befindet. Diese Position würde bei uns die Blutzirkulation in den Beinen unterbinden. Kurz bevor wir im Hotel ankommen, sehe ich einen kleinen Bus auf dem steht: „Smile in Wheels – Hospital for underprivileged“ – das find ich toll.
Im Hotel angekommen, fängt ein Regenguss an und wir sind froh, trocken angekommen zu sein. Der Springbrunnen im Hof des Hotels läuft über und unser Vorhaben in den Swimmingpool (*also wirklich, Schwimmbad ist vielleicht anders definiert, aber trotzdem könnte man es so nennen*) zu gehen wird vereitelt. Unser Hotelzimmer wurde geputzt und wir wollen einmal unter die Dusche hüpfen, doch bevor wir dazu kommen, klopft es an der Tür. Zimmerservice, einmal Minibar überprüfen. Als ich unter die Dusche möchte, sage ich scherzhaft: „Wenn jemand rein will, lass sie nicht ins Badezimmer.“ Als ich mich abtrockne bemerke ich ein Telefon neben der Toilette, wozu braucht man denn gerade da ein Telefon? Da öffnet sich die Tür und sie berichtet mir das der Zimmerservice schon wieder da war und wohl sehr hartnäckig meinte, das Zimmer sauber machen zu müssen. Jetzt muss ich lachen. Man kann sich vor dem Zimmerservice nur im Bad verstecken und das Telefon ist ein Notfalltelefon. Als wir vom sehr leckeren Abendessen zu unserem Zimmer kommen, fällt mir ein Knopf auf „Don’t disturb“. Jetzt muss sie lachen: „So hält man sich also den Zimmerservice vom Leib.“

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