Aug 18, 2016

Tag 3: "Go slow accident prone area“

Heute startet unsere Rundreise durch Rajasthan. Nach einem erneut köstlichen Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und verlassen mit Sack und Pack das Hotel. Im Bus wünscht uns unser Reiseführer einen guten Morgen und fragt, ob wir den Regen am gestrigen Tag gesehen hätten. Wie aufs Stichwort kommt in diesem Moment eine Becherladung Wasser durch die Exit-Luke im Dach und landet knapp vor seinen Füßen. Für gute Laune ist gesorgt.
Die Busfahrt soll ca. 8std dauern und so lassen wir uns überraschen, was wir alles sehen werden, mit einem Friseur auf dem Gehweg fängt es an. Dann sehe ich ein Verkehrsschild mit der Aufschrift „Go slow accident prone area“, bei dem indischen Verkehr bin ich jedoch der Meinung, dass das so ziemlich überall stehen müsste. Ich stelle mir einen deutschen Radiobericht über die Verkehrslage vor und muss schmunzeln. In Deutschland würde im Radio kommen „stockender Verkehr“ zum Beweis fragt uns der Reiseführer nach 3std wie viele Kilometer wir meinen hinter uns gebracht zu haben. Die richtige Antwort lautet 60km. Da staunen wir nicht schlecht.
Unter einer Metrobrücke stehen lauter Bambusleitern, verschiedene Arten von Fliesen, Backsteinen, etc. und alles wird einmal in einer Anwendung vorgeführt. So werden die Fliesen zum Beispiel von einem Mosaikbrunnen vorgestellt. Mein Kommentar: „Sieht aus wie die indische Version von Hornbach.“ Sie ergänzt: „Der Drive-In Bereich.“ (Gute Laune haben wir auf jeden Fall.)
In der nächsten Stadt sehen wir eine Art Spielplatz, aber bei näherer Betrachtung sieht alles etwas zu groß für Kinder aus. Zwei Frauen nutzen ein Gerät und wir erkennen, dass der „Spielplatz“ eine Art Fitnessstudio auf dem Gehweg darstellt. Die Inder sind schon echt einfallsreich.
Eine Frau aus dem hinteren Teil des Busses steht auf und geht nach vorne an’s Mikrofon. Wir sind verwundert, was kommt jetzt? Sie liest einen merkwürdig traurigen Text vor in dem es darum geht mehr zu lachen. Alle sehen sich irritiert um und dann drehen wir uns wieder nach vorne als sie „Ha Ha Ha“ schreit und merkwürdige Luftsprünge macht. Ich merke wie ich meine Augen weite und bekomme den Verdacht, dass sie irgendwas genommen hat. Meine Begleiterin lehnt sich zu mir und flüstert: „Hat sonst jemand noch ein Problem von dem er uns berichten möchte?“ Ich kann mich nicht mehr halten und sie auch nicht und so brechen wir in Gelächter aus. In diesem Moment hört die Frau mit ihrer Ansage auf.*
Wir benötigen alle eine Toiletten Pause, doch nach dem die ersten drei Damen fertig sind, wird deutlich, dass nicht nur die eine Toilette kaputt ist, sondern dass es hier kein fließendes Wasser gibt. Naja... Wir tauschen alle ein paar Desinfektionstücher aus und gehen wieder in den Bus. Der Bus fährt an, doch unserem Reiseführer fällt rechtzeitig auf, dass eine Frau noch fehlt. Es ist die Frau, die eben versucht hat uns zum Lachen zu animieren. Der Mann vor uns sagt: „Schade, das wäre der perfekte Moment gewesen, um sie loszuwerden.“*
Jetzt sind wir über die Grenze von Rajasthan gefahren und halten am Straßenrand an, um mit Rum aus indischem Zuckerrohr anzustoßen. Auch dieses Erlebnis möchte ich nicht verpassen und lasse mir ein bisschen einschenken. Die Leute um mich herum gucken mich verdutzt an und fragen wie alt ich bin. Ich verrate es Ihnen und löse offensichtlich Staunen aus: „Ich hab dich jünger eingeschätzt.“ Tja, das ist doch ein gutes Zeichen.
Der erste Schluck ist purer Rum, boa schmeckt der nach Desinfektionsmittel. Ich hüstel vor mich hin und bitte um Cola, um den Geschmack loszuwerden. Da meint ein Mitreisender: „Ich habe gerade gefragt, der Rum hat 42,8%.“ Ok, dann kann ich mir jetzt sicher sein auch in mir keine Bakterien mehr zu haben. Auf einmal hält ein weiterer Wagen am Straßenrand und heraus kommen drei Männer und trinken mit uns. Dann holt einer ein Gewehr aus dem Auto und die ersten verziehen sich unbemerkt in den Bus zurück. Doch alles scheint gut, ein Junge macht mit dem Gewehr und den Männern ein paar Selfies (*wäre ja auch zu viel verlangt gewesen Selbstporträt zu sagen*) und steigt dann zufrieden bei uns ein. Unser Reiseführer erklärt uns, dass das Tragen von Waffen in Indien mit einer Lizenz erlaubt ist. Einen kleinen Schock, hat der/die ein/e oder andere dennoch bekommen.
Nach zwei weiteren Stunden in denen ich hauptsächlich döse – es ist einfach anstrengend, das alles aufzunehmen – fahren wir an einem Feld vorbei, auf dem ein paar Leute anscheinend wohnen. Der Mann vor mir sagt: „Jack Wolfskin Motto: Draußen zu Hause.“
Als wir noch ca. 20min vom Hotel entfernt sind legen wir für eine Dame eine Toilettenpause ein, denn es scheint dringend zu sein. Der Busfahrer hält und meint, hinter der einen Hütte könnte sie. Sie verschwindet aus unserem Sichtfeld, als in dem Haus hinter der Hütte (ca.30m Entfernung zwischen Haus und Hütte) Licht angeht und wir können eine Person auf dem Dach des Hauses sehen. „Ähm... Sollten wir ihr vielleicht sagen, dass sie beobachtet wird?“ Doch bevor jemand was machen kann, kommen fünf oder sechs Leute aus dem Haus und gucken interessiert Richtung Hütte. Die Dame kommt erschreckt schnell zurück in den Bus und stimmt in unser Gelächter mit ein. Meine Begleitung lehnt sich zu mir und meint: „Der Busfahrer hat bestimmt Provision dafür bekommen, hier zu halten.“

*Natürlich sind die Situationen übertrieben dargestellt und sollen keine Gefühle verletzen.

No comments:

Post a Comment