Sep 3, 2016

Tag 6 & 7: Karibu Loreen

Nur weil wir jetzt zu sechst sind und nicht zu zwölf heißt nicht, dass wir pünktlich sind. Ich vermisse die deutsche Pünktlichkeit. Im Bus sitzend beobachte ich die Straßenschilder und sehe eine Hamburg Avenue und eine Ohio Street. Ich sende unserer Mentorin eine Nachricht, dass wir vollständig und auf dem Weg zur Uni sind. Als wir an der Uni ankommen, sind wir jedoch die Ersten. Sogar unsere Lehrerin ist noch nicht da. Als sie kommt, bringt sie alle möglichen Früchte mit. Nach dem wir so gut wie alles verputzt haben, schenkt sie uns jedem einzelnen eine individuell verzierte Holzdose. Auf meiner steht: Karibu Loreen. (Willkommen Loreen) Wir machen noch ein Gruppenbild und verabschieden uns dann von unserer Lehrerin.
Zum Hostel brauchen wir anderthalb Stunden und sind daher zu spät für unsere Stadtführung. Da wir nicht in der Mensa gegessen haben, um pünktlich zu kommen (was offensichtlich nicht funktioniert hat), müssen wir aber jetzt auch noch was essen. Wir essen gemütlich und starten unsere Stadtführung. Wir gehen sehr weit und ab und zu halten wir an, um unserem Reiseführer zu zuhören. Wir kommen zu einem gigantischen Markt. In einem Gebäude, das mich stark an den Schwarzmarkt in „Die Tribute von Panem“ erinnert, sind so viele Sachen, so hoch gestapelt, dass mein Nachbar „Raum der Wünsche“ (Harry Potter) murmelt. Und ich muss ihm zustimmen. Die Darstellung im Film entspricht dem Anblick, der sich vor unseren Augen erstreckt. Wir fahren zum Hafen und mir fällt auf, dass wenn man sich nicht beeilt, die Menschenmasse herein kommt, bevor man aussteigen kann. Eine Frau setzt sich eine Millisekunde nach meinem Aufstehen hin. Auf dem Gehweg kriecht ein Mann auf Händen und Knien. Seine Hose hat einen gewaltigen Riss und seine linke Pobacke guckt heraus. Nach der Stadtführung geht es für uns gleich weiter zum Essen mit unserer Mentorin. Doch da unsere Stadtführung verspätet angefangen hat, können wir auch nur verspätet los. Ich bin so müde, ich würde das Essen am liebsten ausfallen lassen. Aber wir fahren los und haben ein super leckeres Essen in „The Great Wall“ ein chinesisches Restaurant in Dar es Salaam.

Um 04:30 müssen wir auschecken. Wir fahren zum Busbahnhof und um 05:30 geht es für meine Zimmergenossin, den Ehemaligen und mich nach Moshi bzw. Arusha. Wir fahren mit dem „Kilimanjaro Express“.
 Um 11 Uhr machen wir eine Pause bei der eigens für diesen Bus entworfenen Gaststätte. Wir teilen uns Pommes und fahren dann weiter. Gegen 15 Uhr erreichen wir Moshi. Wir verabschieden sie, da sie bis Arusha weiterfährt und steigen aus. Ich lerne meinen Nachbarn J kennen. Er studiert am Kilimanjaro Christian Medical Centre (KCMC), welches nicht weit von unserem Wohnheim entfernt ist. Ich fühle mich in guten Händen. Er holt uns vom Bus ab und fährt uns zum „White House“. Mein Zuhause für die nächsten 12 Monate.
Ich bin darauf gefasst, nichts in meinem Zimmer vorzufinden, da mir gesagt wurde, dass ich eine Matratze kaufen müsste. Aber ich habe Glück, eine Matratze auf dem Boden, ein Kopfkissen, ein Stuhl und zahlreiche Kartons, die meine Vorgängerin als Regalersatz benutzt hat, füllen das Zimmer. Ich räume mich ein bisschen ein, während mein Nachbar und er sich unterhalten. Dann fahren wir zu ihm. Immerhin wäre ich beinahe auch dort untergekommen. Ich lerne meine beinahe Gastmutter kennen, und wir haben ein leckeres Abendessen. Danach gehen wir zurück zum White House und ich freue mich auf meine erste Nacht allein, in meinem Zimmer und auf den Beginn eines neuen Lebens für mich und selbst bestimmt.

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